Liebe zur Freiheit - Hunger nach Sinn. Flugschrift über Weiberwirtschaft und den Anfang der Politik
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Maria Wolf: Letzten Sonntag war Misereor-Sonntag. Das Motto der diesjährigen Fastenaktion heißt: Teilen mit Gewinn. Ich hörte zwei Ansprachen zum Thema und beide beschäftigten sich mit der angeblichen "Unlogik", daß teilen doch eigentlich bedeutet weniger zu haben und dann die schwierige Beweisführung, daß teilen eben doch Gewinn bringt, wobei der Gewinn immer etwas im Nebulösen verblieb. Mir fiel dazu David Ricardo ein und der komparative Vorteil. Wenn jedes Land das produziert, was es auf Grund seiner besonderen Situation am kostengünstigsten produzieren kann, wird durch den Güteraustausch der Länder untereinander doch jedes Land dadurch gewinnen. Also, pure Logik und außerdem Freihandel pur. Irgendwie funktioniert beides nicht - weder Logik noch "Unlogik" und ich vermute deshalb, weil der Fokus nicht auf dem Teilen, sondern auf dem Gewinn liegt. Teilen hat was mit Beziehung zu tun ... ob sich das auf entwicklungspolitisches handeln übertragen läßt? (4.4.01)
Ina Prätorius: Deine Ueberlegungen zum Teilen sind interessant, Maria. Ich glaube tatsächlich, dass die Hilfswerke viel gewinnen könnten, wenn sie, statt sich auf die Gewinn-Optik ihres "Feindes" einzulassen, vom Beziehungsdenken lernen würden. Dann wäre es nämlich nicht mehr so schwierig und moralistisch-verklemmt, vom Nutzen des Teilens zu sprechen. (5.4.01) |