Liebe zur Freiheit - Hunger nach Sinn. Flugschrift über Weiberwirtschaft und den Anfang der Politik
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Ursula Knecht: Dann ist mir noch ein Gedanke gekommen zur Rezeption des FKM: Wir brauchen den Ausdruck „BEGEHREN“ ganz selbstverständlich unter uns und wissen ungefähr, was wir damit meinen. Auch im FKM kommt Begehren ein paar Mal vor. Aber ob es und wie es verstanden wir? Darüber bin ich mir nicht so ganz sicher. Frauen sind gewohnt, anzuklagen, zu appellieren, zu fordern, zu wünschen... Aber zu begehren?? Da kommt ein anarchisches und unverfügbares, letztlich auch unkontrollierbares Moment hinein. Das Wort ist für mich ein Spreng-Satz! Und da möchte ich noch weiter drüber nachdenken, wie es „nach Draussen“ vermittelt werden kann. Wer hilft mit? Du Antje hast – wieder einmal – grosszügig deinen kürzlich gehaltenen Vortrag zu diesem Thema „Weibliches Begehren öffnet Wege für Unvorhergesehenes“ aufs Internet geladen und lässt uns teilhaben an deinen Gedanken (www.antjeschrupp.de/begehren.htm), danke. Das müsste m.E. noch rüberkommen bei der Vermittlung des FKM, dass Begehren mehr ist als fordern und wünschen... und eine andere Qualität hat. (29.11.01)
Ina Prätorius: in Hannover, wo ich das Manifest erstmals öffentlich vorgelesen habe (anlässlich des Frauenreformationstages am 3.11.) kam nachher eine Frau (Soziologin) auf mich zu und sagte mir, dass sie mit dem Wort "Begehren" grosse Schwierigkeiten habe. Es käme ihr so künstlich aus dem Französischen übersetzt vor und sie meine, dass das deutsche Wort "Begehren" nicht wirklich das ausdrücke, was die FranzösInnen damit meinen. Ich sagte ihr dann, dass ich es vor allem schwierig finde, wenn das Wort inflationär verwendet wird, was zuweilen in feministischen Kreisen, die sehr von der frz. oder auch ital. Philosophie begeistert sind, der Fall ist. Dass ich aber andererseits das Wort sehr mag und glaube, dass es sich im Deutschen einführen könnte oder sollte, weil es nämlich genau die Provokation beinhaltet, von der Du, Ursula, sprichst: Diese Provokation, dass Frauen nicht nur reagieren, fordern und bitten, sondern ganz stark etwas wollen. Wir haben uns dann geeinigt, dass es gut ist, dass das Begehren im Manifest nur in einer These (der fünften, die von Michalea stammt und die ganz deutlich einen anderen Stil hat als die ersten vier) vorkommt, dort aber mit ziemlich viel Power, gewissermassen als Schluss-Klimax. (30.11.01) |