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Liebe zur Freiheit - Hunger nach Sinn. Flugschrift über Weiberwirtschaft und den Anfang der Politik

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Ina Prätorius:

Ich glaube, wir sind da an einem Knackpunkt angelangt, (vgl. dazu Site "Gelingende Beziehungen") was ich daraus schliesse, dass ich nicht weiterkomme. Das Denken versagt im Moment, und das ist spannend. Meine derzeit internsive Lektüre der neuen DIOTIMA-Texte sagt mir (bisjetzt), dass hier nichts mehr zu holen ist. Irgendwie drehen sich diese Texte immer um dieses "Von-sich-selbst-aushgehen" etc, was ja wahnsinnig spannend ist, aber sie werden dabei tautologisch. Immer wenn ich eine neue Einsicht erwarte, kommt wieder so ein altes Wort: Autorität, Beziehung, Liebe zur Freiheit. Also: selber denken. Ich mach mich dran. Vielleicht helfen uns noch ein paar andere.

 

Susan Drye:

Ich habe grade den Eindruck dass ich nicht mehr ganz mitkomme. Diotima-Texte habe ich noch keine gelesen und weiss auch nicht, was das mit unseren Diskussionen bisher zu tun hat. Mir ist jetzt der Faden verloren gegangen. Vielleicht sollten wir wieder ein bisschen mehr auf die Flugschrift selber zu sprechen kommen? Noch zu unserem letzten Thema vielleicht soviel, dass es auch was mit Handeln im Kleinen, Handeln im Grossen zu tun hat? Dass wir so viel von Gesetzen halten, kommt vielleicht auch daher, dass sowas eher relevant ist als einfach nur das Private? Tschuldigung, bin ein bisschen konfus jetzt. Habe aber gemerkt, dass ich es nicht mag, wenn zwei, drei Tage keine Mails von der Liste kommen.

 

Ina Prätorius:

Ja, es stimmt, dass ich Zur Zeit die Flugschrift-Debatte nicht so richtig trennen kann von meiner intensiven Lektüre der neuübersetzten DIOTIMA-Texte. Das ist insofern nicht falsch, als beides ja sehr eng zusammenhängt, immerhin sind die Uebersetzerinnen von DIOTIMA gleichzeitig die Autorinnen der Flugschrift. Trotzdem kann ich natürlich nicht davon ausgehen, dass alle gerade dasselbe tun oder gar lesen wie ich. Deshalb finde ich den Vorschlag, wieder enger an der Flugschrift zu diskutieren, natürlich gut.

 

Gisela Meyer:

Hi, auch wenn mein erster Versuch ironisch zu sein hier nicht auf Gegenliebe gestossen ist versuch ichs doch nochmal mit einem mail. Wer Ina sagt eigentlich dass du nicht mehr selber denkst wenn dich anderer Leute Texte inspirieren? Und wer sagt eigentlich dass Texte nur dann was wert sind wenn man aus ihnen was "rausziehen" kann? Gegen welche Italienerinnenkritiklosverteidungsfront bist du hier eigentlich grade zugange? Ausser dir und Antje hat doch hier noch nie jemand ein Lob auf die Italienerinnen gesungen.

 

Ina Prätorius:

Liebe Gisela, könntest Du nicht mal ein bisschen was von Dir erzählen? Ich habe ein wenig Mühe mit Beiträgen, die nur Kritik enthalten. Das ist vielleicht was neues bei diesen Internetdebatten: frau muss sich wirklich selbst beschreiben/einführen, weil das nur Kritische ganz besonders leer bleibt, wenn es - zusätzlich - bloss aus diesen technischen Buchstaben und nicht aus Gesicht etc. besteht... (Antwort auf Seite Cyberwelt)

 

Ina Prätorius:

 

Nachdem ich nun nämlich die beiden neuen DIOTIMA-Bände nach intensiver Lektüre einige Monate auf mich habe wirken lassen, sage ich: hier ist noch viel zu tun. Die Italienerinnen selber scheinen mir dazu zu tendieren, um diese Tochter-Thematik zu kreisen bzw. das Weiterdenken auf einen doch relativ engen Bereich - den der politisch engagierten Universitätslehrerin in norditalienischen Städten - zu begrenzen. So kommt es, dass bestimmte Lebensbereiche - etwa die Sexualität, aber auch die monetäre Armut, oder das Behindertsein... - einfach nicht vorkommen. Und diese gewisse Enge (die sich auch in diesem etwas pathetischen Einheitsstil ausdrückt) birgt gewisse Gefahren in sich, u.a. die der eingeschränkten Rezeption, auf die Du, Antje, hingewiesen hast. Wer Missverständnisse in der "Rezeption" dafür verantwortlich macht, dass ein Denken falsch ankommt - z.B. in Deutschland in dieser sog. Mütterfraktion - muss sich nämlich auch fragen, warum sich ein Denken so rezipieren lässt, und da fällt dann ein Teil immer auch auf die AutorInnen zurück (dieses Problem kenne ich als Theologin zur Genüge aus diesen Debatten um z.B. biblische "Wirkungsgeschichte"). Ich finde nun aber eben nicht, dass "die Italienerinnen" für uns alle Probleme lösen müssen. Und wenn sie das nicht tun, dann sind sie schlecht etc... Vielmehr liegt es in unserer Verantwortung, den Ansatz weiterzudenken, wenn uns daran liegt. Mir liegt daran. (14.8.00)

 

 

Angela Standhartinger:

 

Ok, zwangsläufig war falsch ausgedrückt. Mir ist nur aufgefallen, dass das ein  Rezeptionshindernis ist für die Italienerinnen ebenso wie für die Bibel. Statt zu versuchen einen Text oder ein Weltsicht als eigene – und damit gerade nicht mit der eigenen hundertprozentig übereinstimmend - wahrzunehmen - was bekanntlich nicht einfach ist und auch nie absolut gelingt - sieht frau die eigene Position bestätigt - sei sie dafür oder dagegen. Also gerade weil die "Mütterfraktion" sich angesprochen fühlt, sind die anderen abgestoßen. Das mag auch an den Texten selbst liegen, es liegt aber m.E. vor allem  daran, dass wir sie hier in Deutschland lesen und nicht in Italien, dass die meisten von uns die Frauen persönlich nicht kennen und an vielem anderen, über das wir überhaupt erst mal nachdenken müssten wenn wir uns der Differenzen bewusst werden... und, daß sie meiner Interpretation nach kein geschlossenes System bilden, sondern den Versuch Beobachtungen und Erfahrungen zu interpretieren und zwar als offener Prozess. Spannend finde ich allerdings, dass wie dann in der deutschsprachigen Rezeption oft ein "ontologisches" System daraus gemacht wird. Und das meine ich mit unserem Zwang zur Ontologisierung. Ich glaube allerdings nicht, dass Frau das abstellen kann. Es kann m.E. nur gelingen, wenn man konstruktiv ein anderes Lesen versucht, was wiederum ein Prozess ist und nicht abzuschliessen. (15.8.00)

 

Ina Prätorius:

Wir sind uns also nicht ganz einig, wie wir bei Rezeptionsprozessen die Verantwortlichkeiten verteilen sollen. Vielleicht gibts ja da doch einen gewissen Unterschied zwischen Bibeltexten und lebenden Denkerinnen, die immerhin auch über die Sprach- und Kulturgrenzen hinweg miteinander reden können und das auch tun. Einig scheinen wir uns aber darüber zu sein, dass eine nichtdogmatisierende oder nichtontologisierende Rezeption der "Italienerinnen" im deutschen Sprachraum eine sinnvolle, aber keineswegs selbstverständliche Sache ist. (15.8.00)

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