„Diese
kleine Flugschrift entstand aus einer Tagung in Gelnhausen 1998 anlässlich
des zehnjährigen Bestehens der Projektgruppe ‚Ethik im Feminismus’. In 17
Punkten werden die wesentlichen Themen knapp und prägnant angesprochen;
Ausgangsbasis sind die ‚Liebe der Frauen zur Freiheit’ und eine
Zurückweisung der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik. Politik beruht für die
Autorinnen ‚auf der Erfahrung, dass gelingende Beziehungen unter Menschen
möglich und lustvoll sind’; Patriarchat und Kapitalismus stehen dem im Wege.
‚Vor allem Männer nutzen Geld, um durch den Konsum von Fast-Food, sexuellen
Dienstleistungen und industrialisierter Unterhaltung aus ihrer Abhängigkeit
von konkreten Frauen und persönlichen Beziehungen herauszukommen. Sie nehmen
aber meist nicht wahr, dass sie sie gegen die Abhängigkeit vom Arbeitgeber,
von anonymisierten Dienstleistern oder vom Marktgeschehen eintauschen.’ Erst
die Abkehr von diesen Fehlern ermöglicht die Entwicklung einer richtigen
Politik im Sinne der Autorinnen.“ (MD)
aus:
Zeitschrift für Politikwissenschaft, 1/02
„Es
gab mal bewegte politische Zeiten in Deutschland, da wimmelte es nur so von
Manifesten: in der Vormärz-Bewegung im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts
etwa, als Kommunistisches Manifest Karl Marx’ etwas später – und in unserem
Jahrhundert dann die Manifeste der 68er Bewegung, und schließlich auch die
der Frauenbewegung. Jetzt gibt es seit kurzem endlich wieder ein
Frauenmanifest: ‚Flugschrift über Weiberwirtschaft und den Anfang der
Politik’ heißt es und wird herausgegeben von der Projektgruppe ‚Ethik im
Feminismus’ ...’Einen intensiven Diskussionsprozess wünschen sich die Frauen
und fordern ihn entsprechend heraus: ‚Frauen weisen die gegenwärtige
Wirtschaftspolitik, die unter dem Vorzeichen des Mangels steht, als
unrichtig zurück’, heißt es da sofort auf den ersten Seiten, und neue
Denkansätze werden gefordert. Die Frauen bieten dabei mit ihrer Flugschrift
Unterstützung: Sie werfen einen näheren Blick auf die Beziehungen, die
Menschen untereinander leben, denn darin liege Ausdruck unserer Kultur,
unseres Lebens. Es bleibt zu hoffen, dass das Büchlein Lust auf einen neuen
Dialog in einem Umfeld der Politikverdrossenheit macht.“ (rick)
aus:
frauen unterwegs, 2/2000
„...
Vier deutsche Philosophinnen haben in 17 Thesen ein kurzes, prägnantes
Manifest entwickelt ... Das wirklich wegweisende an diesem Manifest ist,
dass die Autorinnen Frauenpolitik oder Politik von Frauen nicht aus einem
Mangel heraus definieren nach dem Motto ‚Frauen sind/haben weniger als
Männer’, sondern aus der Fülle: ‚Es ist genug für alle da, Frauen müssen
sich nur trauen, dies zu denken und sich dementsprechend davon zu nehmen.
Die
Autorinnen stehen damit in der Tradition der bekannten Philosophinnen aus
dem Mailänder Frauenbuchladen und übermitteln uns Thesen, die bahnbrechend
auch für die allgemeine Wirtschaftspolitik sein könnten – würden sie denn
nur gehört ...
In
den 17 Thesen wird mit viel Altvertrautem aufgeräumt, z.B. der christlichen
Tradition des Besitzverzichts ... an anderer Stelle geht es um Freiheit ...
Neugierig geworden? Kein Problem: Die Flugschrift ist leicht lesbar
geschrieben, kurz und präzise. Dazu in ansprechender Form aufgemacht und mit
einem lebensfrohen farbigen Einband versehen. Einmal mehr hat das Engagement
des Christel Göttert Verlages gute Früchte getragen ... als Geschenk für
Frauen auf der Suche bestens geeignet.“ (Juliane Brumberg)
aus:
blattgold, April 2000
„Die
Autorinnen wollten nicht die ganze Welt in ein Buch von 47 Seiten packen.
Und doch: Sie haben einen umfassenden Text geschaffen, einer, der sich in
die gesellschaftliche, politische und ökonomische Diskussion einmischen
will. Dazu haben sie die alte politische Praxis der "Flugschriften"
aufgenommen, eine Praxis, die in der Arbeiter- und später auch in der
Frauenbewegung angewendet wurde: Sie haben thesenartige Aussagen formuliert.
Konkret wird nach den Grundlagen von Lebensqualität gefragt – unter anderem
in den Bereichen Beziehungen, Politik, Leben in Generationen, Ökonomie,
Freiheit und Verantwortung. Das geschieht einerseits im eben erschienen Buch
"Liebe zur Freiheit, Hunger nach Sinn", das geschieht andererseits aber auch
weiterführend im Internet (www.flugschrift.de)
und E-Mail-Diskussion (Flugschrift@hotmail.com).
Zum
Thema Beziehungen und Ökonomie stellen die Autorinnen etwa fest, dass die
Wirtschaft nur durch veränderte Beziehungen erneuert werden könne. Als
Beispiel führen sie das Verhältnis zwischen den Geschlechtern an: Frauen
sähen heute die Ehe nicht mehr als Versorgerinstitution, sondern seien
selber erwerbstätig erworben. Dies wiederum habe zu einer veränderten
Situation in der Betreuungsarbeit geführt, so dass die Pflege von Kindern
und alten Menschen – eine Aufgabe, die Frauen früher selbstverständlich
übernommen hätten – neu gesellschaftlich organisiert werden müsse.
Es
seien also die veränderten Beziehungen, die einen gesellschaftlichen,
politischen und ökonomischen Prozess eingeleitet hätten.
Die
vier Autorinnen sind keine Unbekannten. Es sind Theologinnen, Philosophinnen
und eine Theologin, die seit Jahren interdisziplinär zu den Themen
Feminismus, Ökonomie, Geschlechterdifferenz arbeiten und publizieren. Ihre
breiten Kenntnisse haben sie in diese Flugschrift gepackt.
Die
Abschnitte sind kurz, die Aussagen selten begründet. Das erleichtert die
Diskussion, lässt aber die Texte oft plakativ erscheinen und fördert
Spekulationen. Trotzdem: Als Diskussionsgrundlage für Gruppen ist die
Flugschrift sehr geeignet. Sie ermutigt, lustvoll und hemmungslos
Grundthemen des Lebens zu erörtern – und sich via Internet in die Diskussion
einzumischen.“ (Susanne Schneeberger Geisler)
aus:
Saemann, evangelisch-reformierte Monatszeitung, Nr. 8/2000
„Genau
das Richtige für eine bessere Verständigungsebene im neuen Jahrtausend ist
das kleine Büchlein Liebe zur Freiheit, Hunger nach Sinn ... Von vier
Autorinnen verfasst folgt die ‚Flugschrift über Weiberwirtschaft und den
Anfang der Politik’ einer auf der Tagung ‚Weiberwirtschaft’ entwickelten
Idee. Jene Tagung hatte die Projektgruppe ‚Ethik im Feminismus’ anlässlich
ihres zehnjährigen Bestehens vom 21.-24. Mai 1998 in Gelnhausen
veranstaltet. Mit der Flugschrift liegt nun ein Text vor, der als
Verständigungsgrundlage zu den Themen Wirtschaft, Politik und Ethik in
frauenbewegten Zusammenhängen dienen soll. Die Autorinnen hoffen in
Anlehnung an die Tradition des Mailänder Frauenbuchladens einen intensiven
Diskussionsprozess anzuregen.“
aus:
Forum, Nr. 36, 2000
„...
Als grundlegende Kritik von Frauen an der gegenwärtigen Politik und als
klare Stellungnahme für Veränderungen will sich dieses Manifest verstanden
wissen. Es macht klar, dass Frauen aus Liebe zur Freiheit in den letzten
hundert – vor allem aber in den letzten dreißig Jahren – die Welt verändert
haben. ...
Ausgehend von der Position weiblicher Stärke wird in dieser Schrift eine
Politik abgelehnt, die mit Management-Prinzipien gestaltet wird und außer
Acht lässt, dass Politik nichts anderes ist, als ‚das Ermöglichen und
Erhalten gelingender Beziehungen zwischen Menschen in ihrer
Verschiedenheit’. Deutlich wird, dass gerade Frauen viel dafür getan haben,
zwischenmenschliche Beziehungen – Geschlechter-, Familien-,
Arbeitsbeziehungen – neu zu ordnen, und dass es ohne Erneuerung der
Beziehungen keine Erneuerung der Ökonomie, keine Lösungen der
wirtschaftlichen Probleme geben kann.
Die
Autorinnen entlarven den Besitz von Geld als Garantie für Unabhängigkeit als
Illusion und setzen eine Freiheit dagegen, die auf der Anerkennung unserer
gegenseitigen Abhängigkeit von allem und allen beruht. Sie weisen einen
Reichtumsbegriff zurück, der sich nur auf das Materielle und Zählbare
beschränkt und zulässt, dass Beziehungsfähigkeit, die Bindung an Dinge und
Lebensorte einer Konsum- und Wegwerfmentalität geopfert werden.
Die
Flugschrift gibt viele Denkanstöße in vielen Bereichen ... Unter anderem
zeigen (die Autorinnen) die Situation von Müttern, den Begriff ‚vaterlose
Gesellschaft’, die Konflikte der unterschiedlichen weiblichen Lebensmodelle
und die Beziehung der Generationen zueinander in einem neuen Licht. Sie
greifen die Notwendigkeit einer Neubewertung der Haus- und Pflegearbeit und
deren ökonomischen Wert ebenso auf wie das innovative Potential von
sinnvoller ehrenamtlicher Arbeit und den Widersinn von Arbeitslosigkeit auf
der einen und Arbeitsüberlastung auf der anderen Seite.
Die
Flugschrift vermittelt Mut und neue Ideen für eine lustvolle Politik nach
Frauenart.“ (B.O.)
aus:
Mathilde, Nov./Dez. 1999
„Es
ist ein kleines Bändchen, das Ulrike Wagener, Dorothee Markert, Antje
Schrupp und Andrea Günter als Flugschrift veröffentlicht haben. Aber dieser
Text, der an die Flugschriften des Mailänder Frauenbuchladens anknüpft, hat
es in sich. Die Autorinnen verstehen ihn als neue feministische
Verständigungsgrundlage, der einen Diskussionsprozeß in Gang bringen soll.
Im Mittelpunkt steht eine Auffassung von Politik, die auf die Schaffung
gelingender Beziehungen zielt. Es geht um frauenpolitisch bedeutsame Themen:
um Arbeit, Mütter und Kinder, Familien- und Hausarbeit, Wirtschaft und
Politik. In kurzen Kapiteln nehmen die Autorinnen dazu Stellung, wobei das
Denken des Affidamento und die Ökonomiekritik der "Weiberwirtschaft" im
Hintergrund steht.
Die
Form der Programmschrift ist jedoch nicht unproblematisch. Die Kürze der
Statements geht auf Kosten von Differenzierungen. Deutlich wird dies zum
Beispiel beim Thema ‚Mutterschaft'. Die Autorinnen sehen weibliche Autorität
in der Kindererziehung gefährdet: "Mütter tragen die volle Verantwortung für
ihre Kinder. Sie leben jedoch mehr und mehr in dem Bewusstwein [...], sie
seien dazu nicht in der Lage und müssten sich von Männern helfen lassen bzw.
seien auf die Anleitung und Unterstützung staatlicher Institutionen
angewiesen." (S. 18) Die Kritik an der ‚vaterlosen Gesellschaft' wird
zurückgewiesen und hauptsächlich Müttern die Verantwortung für Kinder
zugesprochen (vgl. S. 20 ff.). Ich verstehe diese Forderungen als Anfrage an
gesellschaftliche Errungenschaften wie etwa Erziehungsgeld, staatliche
Kinderbetreuungseinrichtungen etc., die Mütter doch gerade entlasten. Zudem
wird ein ideologischer Mutterschaftsbegriff deutlich, der dem feministischen
Anliegen widerspricht, die Festlegung von Frauen auf die Mutterrolle als
biologistische Konstruktion zu entlarven. So bleibt das Ringen um die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf allein ein Problem der Frauen, das weder
gesellschaftskritisch noch verändernd thematisiert wird.
Die
Flugschrift erscheint als neues Manifest feministischer Politik, das viele
Stimmen von Frauen auf sich vereinen soll. Was allerdings fehlt, ist eine
kontextuelle Einbindung. Mir ist nicht deutlich geworden, an wen sich die
Flugschrift wendet: Geht es um eine feministische Selbstvergewisserung oder
um eine neu formulierte Kritik an der deutschen Gesellschaft? Neu sind die
Thesen der Flugschrift jedenfalls nicht. Neu ist allein die Form der
Publikation.“ (Claudia Kolf-van Melis )
aus:
schlangenbrut, November 1999