Antje Schrupp im Netz

1. Die Frauen und die 68er – warum sie sich immer noch nicht verstehen

Die Revolte von 1968 feiert ihren 40. Geburtstag – und da stellt sich natürlich auch die Frage, wie das damals mit den Frauen war. Gut verstanden haben sie sich ja nicht, die Revolutionäre und die Feministinnen (oder, wie Jutta Ebeling im Mai auf einer Podiumsdiskussion sagte): Die 68er waren eine Männerinszenierung und sind es bis heute geblieben. Bekanntlich führte das testosteron-geprägte Revoluzzertum zu einem gewissen Unbehagen seitens der Mitkämpferinnen und die beharrliche Ignoranz gegen das erwachende feministische Bewusstsein zuerst zum berühmten Tomatenwurf und dann später zur Separationspolitik der Frauenbewegung (die, und deshalb ist das Thema nicht nur von historischem Interesse, jüngere Frauen heute noch vom Feminismus abschreckt). Ich habe besagte Podiumsdiskussion besucht, bei der neben Jutta Ebeling auch Daniel Cohn-Bendit, Christina Thürmer Rohr, Sibylla Flügge und Joscha Schmierer dabei waren. Und so wenig die Männer und Frauen dieser Generation sich vor vierzig Jahren verstanden haben, so wenig haben sie auch heute einen echten Dialog zustande gebracht. Ich habe da so eine Idee, woran das liegen könnte…

Zum Weiterlesen: http://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-15-118.htm

2. Zukunft der Frauenbewegung: Neuauflage

Da die neuen deutschen Alphamädchen derzeit so viel mediale Furore machen, freue ich mich sehr, dass mein Büchlein »Zukunft der Frauenbewegung« jetzt in der zweiten Auflage ist! Als es im Jahr 2004 herauskam – also in grauen postfeministischen, bzw. wie sich jetzt herausstellt prä-neo-feministischen Zeiten – fragten mich viele Leute ganz erstaunt: Ja, hat denn die Frauenbewegung überhaupt eine Zukunft? Heute dürfte das wohl kaum jemand mehr bezweifeln. Vielmehr stellt sich immer deutlicher die Frage: Was für eine? Ich bin eigentlich ganz guter Hoffnung, dass wir nun doch endlich über die F-Klasse-Forderung nach mehr Geld und Karriere für Mittelschichts-Frauen hinauskommen und wieder die Frage nach dem guten Leben für alle diskutieren. Wurde ja auch Zeit. Im Übrigen habe ich letzte Woche Charlotte Roches »Feuchtgebiete« gelesen. Ich fand das Buch gar nicht so skandalös, wie dauernd getan wird (sind wir denn schon wieder so spießig, dass uns ein paar blutige Tampons und Sperma-Spritzer aus der Fassung bringen?). Ins Auge gesprungen ist mir vor allem folgender Satz (auf Seite 128), wo die 18 Jahre alte Protagonistin sagt: »Es gibt eigentlich nichts, womit meine Mutter kein Problem hat.« Das scheint mir ein guter Hinweis darauf zu sein, was die »jungen Frauen« an den »älteren Frauen« stört – dass wir nämlich zu viel über Probleme und Forderungen reden, die an andere (die Männer, den Staat) zu stellen wären, anstatt die Lösungen und Ideen stark zu machen, die der Feminismus schon lange formuliert und ausprobiert hat. Und zwar nicht nur, aber natürlich auch, im Hinblick auf guten Sex! Oder anders gesagt: Charlotte Roche weist uns auf das Fehlen weiblicher Autorität hin – und genau das ist, jedenfalls meiner Ansicht nach, der Dreh- und Angelpunkt, um den es in punkto »Zukunft der Frauenbewegung« geht. Vielleicht kennt Ihr ja die ein oder andere »Jungfeministin«, der Ihr das Büchlein (es kostet auch nur 5 Euro) schenken könnt…

Zur Feier der Neuauflage verschenke ich die Restbestände der alten »Zukunft«, die vom Hin- und Hertragen zu Veranstaltungen und Vorträgen schon etwas abgeschrabbelt sind. Fünf Exemplare hab ich im Regal, wer eins haben will, bitte einfach mailen (und, wie immer: wer zuerst kommt, mahlt zuerst…). Mehr Infos zum Büchlein unter: antjeschrupp.de/frauenbewegung-einleitung

Zum Thema »Feuchtgebiete« möchte ich euch noch auf die sehr interessanten Gedanken von Dorothee Markert dazu hinweisen: http://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-7-117.htm

3. Was ist Arbeit?

Arbeit, so definiert es das Internetlexikon Wikipedia, ist »zielgerichtete, planmäßige und bewusste menschliche Tätigkeit, die unter Einsatz physischer, psychischer und mentaler, geistiger Fähigkeiten und Fertigkeiten erfolgt«. Eine ziemlich weite und ungenaue Beschreibung. Mit der Frage »Was ist Arbeit?« beschäftigte ich mich im Vorfeld einer Tagung des Historikerinnen-Netzwerkes »Frauen und Geschichte Bayern« im April. Und merkte schnell: Bei der Frage geht es nicht um Definitionen, sondern um den Sinn, den wir einer Tätigkeit geben. Sie ist daher nicht zu beantworten, sondern immer wieder neu zu diskutieren – und gerade Frauen sollten sich in diese Diskussion immer wieder neu einmischen.

Das Ergebnis meiner Überlegungen habe ich jetzt ins Netz gestellt, ihr findet das Manuskript unter antjeschrupp.de/was-ist-arbeit

4. Cosmobile Putzfrauen – ein Abend mit Maria S. Rerrich

Apropos Arbeit: Zig-tausende Putzfrauen aus aller Welt arbeiten inzwischen in deutschen Haushalten. Sie leben in einer Schattenwelt und pendeln in rechtlichen Grauzonen zwischen ihrer Heimat und dem Land, das ihnen eine Arbeitsverhältnis und Einkommen bietet, hin und her. Die Soziologin Maria S. Rerrich hat zahlreiche Gespräche mit diesen »cosmobilen Putzfrauen« geführt und bietet einen Einblick in eine Lebenswelt, die den meisten Menschen verborgen bleibt. Wie funktionieren die sozialen Netzwerke dieser Frauen, wie wohnen sie, was tun sie, wenn sie krank werden? Rerrichs Buch ist Feldstudie und Appell zugleich. Die oft prekäre Situation dieser Frauen wirft Fragen nach Mustern sozialer Ungleichheit auf, die mit Expertinnen diskutiert werden. Wir haben Maria S. Rerrich zu einem Vortrag nach Frankfurt am Main eingeladen – und hoffen auf zahlreiches und interessiertes Publikum!

Die Veranstaltung ist am Montag, 16. Juni, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Frankfurt, Hasengasse 4. Nach dem Vortrag von Maria S. Rerrich zeigen wir eine Filmsequenz aus dem Film »Haus-Halt-Hilfe«, und um 20.45 Uhr moderiere ich eine Podiumsdiskussion mit Andrea Bode (FIM), Wangare Greiner (Maisha e.V.), und anderen.

Eine Rezension über neue »Hausfrauen«-Bücher, in dem es u.a. auch um Rerrichs Buch geht, findet Ihr hier: antjeschrupp.de/hausfrauen

5. Starker Tobak: Doris Lessings neuer Roman

Kaum mit dem Literatur-Nobelpreis gekürt und von der Frauenbewegung als eine der ihren gefeiert, fordert Doris Lessing mit ihrem neuen Roman »Die Kluft« ihre Fangemeinde gewaltig heraus. Denn darin entspinnt sie mit blühender Phantasie einen neuen Schöpfungsmythus, der ziemlich starker Tobak ist – vor allem, weil die Frauen darin gar nicht gut wegkommen. Eine Freundin, die das Buch nach den ersten dreißig Seiten nicht mehr weiterlesen mochte, hat es mir gegeben. Als großer Fan von Science Fiction und Fantasy habe ich es wohl mit anderen Augen gelesen und fand es eigentlich ziemlich interessant…

Meine Rezension steht hier im Internetforum »beziehungsweise weiterdenken«: http://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-7-120.htm

In dem Zusammenhang vielleicht auch interessant ist ein schon älterer Artikel von mir zum Thema »Frauen und Aliens«, der 2005 in der Zeitschrift »Initial« erschien: antjeschrupp.de/frauen-und-aliens

6. Vorträge in Oldenburg und Leonberg

Zwei Vorträge von mir gibt es noch im Juni, die euch vielleicht interessieren, und zwar am Samstag, 7. Juni, um 10.30 Uhr beim Frauentag der Ev.-luth. Kirche in Oldenburg, Kulturzentrum PFL, zum Thema »Ohne Netz und doppelten Boden – mit Unsicherheit leben« (Infos unter Telefon 0441 7701444) sowie am Donnerstag, 19. Juni, um 19.30 Uhr in Leonberg (bei Stuttgart), Stadtbücherei Liststraße, zum 100. Geburtstag von Simone de Beauvoir.

Mehr auf meiner Veranstaltungsseite unter antjeschrupp.de/vortrag

Weitere interessante Veranstaltungen über bzw-weiterdenken unter http://www.bzw-weiterdenken.de/aktuell-.htm

7. Frauenbücher zu verschenken

Last not least möchte ich noch ein Angebot weitergeben: Eine Bekannte hat ihre Bücherregale leergeräumt und Frauenliteratur (Sachbücher und Romane aus den 1980ern bis heute) zu verschenken – vielleicht an ein Frauenzenrum mit Bibliothek, das für eine Bücherkiste dankbar wäre. Wer Interesse hat, bitte bei mir melden, ich stelle dann den Kontakt her.