Antje Schrupp im Netz

Pfannes, Fini (Josefine)

  • geb. Propper

  • deutsche Verbandspolitikerin und Werbefachfrau

  • * vermutl. 8.12.1894, Petişti (Rumänien)

  • † 20.12.1967, Frankfurt am Main

Fini Pfannes war eine Protagonistin der deutschen Frauenverbände in den Nachkriegsjahrzehnten, insbesondere Mitinitiatorin und Präsidentin des Deutschen Hausfrauenbundes. Auf ihre Initiative wurde 1955 der erste Manteltarifvertrag für Angestellte in der Hauswirtschaft geschlossen.

Leben:

Fini Pfannes stammte aus einer wohlhabenden, jüdischen Kaufmannsfamilie in Rumänien. 1920 heiratete sie den Deutschen Carl Pfannes und gründete mit ihm in Frankfurt am Main eine Werbeagentur. 1926 wurde sie Werbeleiterin der Frankfurter Main-Gaswerke und warb mit Aufsehen erregenden »Showküchen«, die den Absatz von Gasherden steigern sollten, für eine Modernisierung der Haushaltstechnik. Im Nationalsozialismus wurde sie arbeitslos und zog sich völlig aus dem öffentlichen Leben zurück, ihr Mann starb 1940. Mit viel Glück – sie hatte bei der Einreise ihre jüdische Abstammung verschleiert – überlebte Pfannes den Naziterror. Nach dem Krieg gründete sie erneut eine sehr erfolgreiche Werbeagentur. Sie engagierte sich als Organisatorin verschiedener überparteilicher Frauenverbände, die als Alternative und Ergänzung der »männlich orientierten« politischen Parteien den Interessen von Frauen auf der politischen Bühne Gehör verschaffen sollten. Als Geschäftsführerin des Frankfurter und des Hessischen Frauenverbandes setzte sie sich schon früh dafür ein, dem Bereich der Hausarbeit und den Anliegen von Hausfrauen frauenpolitisches Gehör zu verschaffen. 1949 war sie Mitgründerin des Deutschen Hausfrauenbundes und von 1952 bis 1956 dessen Präsidentin. 1953 erhielt Pfannes das Bundesverdienstkreuz, 1955 wurde auf ihre Initiative der erste Tarifvertrag für Angestellte in der Hauswirtschaft vereinbart. Das brachte ihr jedoch die Kritik konservativer Verbandsvertreterinnen ein, zudem wurden Vorwürfe laut, Pfannes missbrauche ihre Position im Hausfrauenbund für eigene wirtschaftliche Interessen. Nach einem kritischen und teilweise polemischen »Spiegel«-Bericht Ende 1955 musste Pfannes ihr Amt niederlegen, blieb aber bis 1967 Präsidentin des Hessischen Hausfrauenbundes.

Werk und Wirkung:

Fini Pfannes Anliegen war es, Hausfrauen in politischen Verbänden zu organisieren, nicht nur um ihre Lebenssituation zu verbessern, sondern auch um die große gesellschaftliche Bedeutung der Hausarbeit sichtbar zu machen – ein Thema, das von der politischen Frauenbewegung der Nachkriegszeit lange vernachlässigt wurde. Pfannes verfasste mehrere Haushaltsratgeber und Kochbücher, etwa »Die Küche. Handbuch der Hausfrau« (1952) oder »Lauter Leibspeisen« (1963), sowie zahlreiche Zeitungsartikel und Radiosendungen. Von 1951-1963 gab sie ein »Frauen-Journal für die Frau in Beruf und Haus« heraus. Nach ihrem Tod floss ihr Vermögen in die »Fini Pfannes-Stiftung« zur Förderung hauswirtschaftlicher Aus- und Fortbildung, die bis heute besteht.

Biografie: E. Schüler/K. Wolff, Fini Pfannes – Protagonistin und Paradiesvogel der Nachkriegsfrauenbewegung, 2000.

Zitat: Wir sind keine Reaktionärinnen, sondern fortschrittliche Frauen! (Fini Pfannes)


in: Harenberg-Lexikon. Das Buch der 1000 Frauen, Meyers Lexikonverlag 2004.