Newsletter vom 20.8.2004
1. Das Spiel der Muttersprache
Im Sommerloch stritten sich in den Feuilletons mal wieder alle ganz aufgeregt über die Rechtschreibreform. So ein Quatsch: Sprache basiert nicht auf Regeln, die man lernen muss (wobei es ziemlich egal ist, ob das alte oder neue Regeln sind). Nicht richtig oder falsch ist die Frage, sondern ob das Gesagte einen Sinn hat. Sprache ist ein schöpferischer Prozess, der von Neuerfindungen lebt, ein Spiel, das die Menschen untereinander und mit der Welt spielen…
Mehr dazu unter antjeschrupp.de/sprache. Der Text stammt aus der aktuellen Ausgabe von »Frauen Unterwegs« zum Thema »Sprache – Zugang zur Welt«. Wer an dem ganzen Heft Interesse hat, kann mir mailen: post@antjeschrupp.de.
2. »Wenn der Kardinal Ratzinger mein Student wäre…« –
… dann würde die italienische Philosophin Luisa Muraro gerne mit ihm über seinen neuen Brief über die Zusammenarbeit von Mann und Frau diskutieren. Und ihn dabei auf einen (einzigen) Fehler aufmerksam machen: Nämlich zu glauben, dass die Leugnung der sexuellen Differenz, die er kritisiert, ein neues Phänomen wäre. In Wirklichkeit prägt die Vorstellung, es gäbe so etwas wie einen geschlechtsneutralen »Menschen« die ganze westlichen Geistesgeschichte (wobei »geschlechtsneutral« meistens als »männlich« gedacht wurde). Auch die katholische Kirche hat dem bisher nicht groß widersprochen. Insofern bringt Ratzingers Brief also tatsächlich etwas Neues (siehe v.a. die These 14!) – und bedient sich dabei, natürlich ohne diese Quelle zu nennen, aus dem theoretischen Fundus feministischer Denkerinnen….
Muraros sehr interessanter Kommentar, den sie für die Zeitung »Il Manifesto« geschrieben hat, ist bislang leider nicht übersetzt. Die italienische Version gibt’s unter antjeschrupp.de/ratzinger. Sobald eine deutsche Übersetzung verfügbar ist, gebe ich Bescheid.
3. Eine starke Frau ….
… ist eigentlich so etwas wie ein schwarzer Schimmel. Also ein Widerspruch in sich. Schließlich sind Frauen doch das schwache Geschlecht! Heißt also stark sein wie ein Mann sein? Natürlich nicht! Was aber wäre ein Konzept von weiblicher Stärke, das sich nicht an männlicher Stärke orientiert?
Dazu findet am Samstag, 18. September, ein Frauenstudientag der evangelischen Kirche in Kaiserslautern statt (10 Uhr, Gemeindezentrum Unionstr. 2). Infos bei Barbara Kohlstruck, Telefon 0631-3642233. Mehr zum Thema auch unter antjeschrupp.de/starke-frauen.
4. Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Dazu haben verschiedene Religionen unterschiedliche Ansichten. Bei einer Podiumsdiskussion am Frankfurter »Tag des Friedhofs« werde ich als Moderatorin versuchen, den versammelten Vertretern von Judentum, evangelischem und katholischem Christentum, Islam und Buddhismus möglichst konkrete Antworten zu entlocken…
Sonntag, 19. September, um 16 Uhr in der Trauerhalle des Hauptfriedhofs in Frankfurt am Main. Infos unter www.tag-des-friedhofs.de.
5. Dänemark: Unternehmen müssen sich Mutterschaftskosten teilen
Hier mal eine gute Nachricht: Dänische Unternehmen, die überwiegend Männer beschäftigen, müssen seit diesem Sommer in einen zentralen Mutterschaftsfonds einzahlen. Damit sollen die Ausgaben, die einer Firma wegen der Inanspruchnahme des Mutterschutzes entstehen, unter allen Unternehmen gleichermaßen verteilt werden. Es »lohnt« sich dann gewissermaßen nicht mehr, Frauen in geburtsfähigem Alter bei der Einstellung zu benachteiligen. Schon jetzt ist Dänemark das Land mit der höchsten Frauenerwerbsquote in Europa (80 Prozent) und einer vergleichsweise hohen Geburtenrate. (zwd)
Mehr gute Nachrichten unter:antjeschrupp.de/gute-nachrichten
6. Filmpremiere zum aktuellen Stand der Matriarchatsforschung
Was immer man von der Euphorie mancher Feministinnen über matriarchale Gesellschaften in grauer Vorzeit oder auf abgelegenen Eilanden auch halten mag (ich persönlich bin da eher skeptisch), das hier war schon ein Ereignis: 400 Wissenschaftlerinnen und Interessierte aus allen Kontinenten versammelten sich letztes Jahr in Luxemburg zum ersten »Weltkongress für Matriarchatsforschung«, darunter die gesamte Prominenz der Szene: Heide Göttner-Abendroth, Claudia von Werlhof, Christa Mulack und viele andere. Wer das Ganze (wie ich) verpasst hat, kann die Wissenslücke nun schließen: Ein Dokumentarfilm von Uschi Madeisky und Gudrun Frank-Wissmann mit dem Titel »Gesellschaft in Balance« über den Kongress hat demnächst Premiere.
Filmpremiere am Samstag, 4. September, von 14–20 Uhr im Bürgerhaus Bornheim in Frankfurt am Main, Arnsburgerstr. 24, in Anwesenheit von Heide Göttner-Abendroth und anderen Referentinnen. Wer den Film ausleihen oder kaufen möchte (VHS 29 Euro, DVD 32,50 Euro) kann das unter akademiehagia@aol.com tun.
7. Vorschau: Themen und Termine
»Utopie – aber wie?« Podiumsdiskussion am Donnerstag, 30. September beim Out of this World-Kongress zu Science Fiction, Politik und Utopie, ca. 19 Uhr, im Mehringhof in Berlin.
»Victoria Woodhull, die erste Präsidentschaftskandidatin der USA«: Lesung im Rahmen der Veranstaltung Leseland Hessen am Freitag, 1. Oktober, um 19.30 Uhr im Frauenmuseum, Wörthstraße 5, Wiesbaden.
»Frauen und Aliens«: Workshop beim Out of this World-Kongress am Samstag, 2. Oktober, um 13.30 Uhr, Helle Panke in Pankow/Prenzlauer Berg in Berlin.