Affidamento –
die politische Praxis der Beziehungen unter Frauen
Hier ein Veranstaltungsbericht – mit Fotos – von Konnys Lesbenseiten
Und hier noch einer auf »Nur ein Blog«
»Wir können den Lauf der Geschichte nicht bis vor die Zeit zurückdrehen, die unsere Differenz vom Mann als Minderwertigkeit gedeutet hat. Zu jenem Vorher können wir aber im Geist gelangen, und seine Konsequenzen können wir in der Gegenwart verwirklichen. Wir wollen nicht, dass die weibliche Freiheit – unsere Freiheit und die der anderen Frauen – von den Fortschritten einer Kultur abhängig ist, die sich seit Urzeiten von der Verachtung unseres Geschlechts nährt. Wir werden es umgekehrt machen. Wir binden uns in einem Pakt der Freiheit an die anderen Frauen und über die anderen Frauen an die Welt, und von dort aus, wo uns eine freie Existenz in der Gesellschaft garantiert ist, werden wir tun, was noch zu tun ist, damit die Gesellschaft von der Verachtung des weiblichen Geschlechts frei werde. Die Politik der sexuellen Differenz kommt nicht nach der Verwirklichung der Gleichheit zwischen den Geschlechtern, sondern sie ersetzt die Politik der Gleichberechtigung, die zu abstrakt und oft widersprüchlich ist. Sie bekämpft jede Form der sexistischen Unterdrückung vom Ort der weiblichen Freiheit aus, die über soziale Beziehungen zwischen Frauen erobert und aufgebaut wurde.« (Wie weibliche Freiheit entsteht, S. 176f)
Dies ist einer der Kernsätze aus dem Buch »Wie weibliche Freiheit entsteht« der Frauen aus dem Mailänder Frauenbuchladen. Es ist vor 20 Jahren auf Deutsch erschienen, feiert in diesem Jahr also ein kleines Jubiläum, und ist immer noch sehr aktuell.
Mit diesem Buch haben die Italienerinnen damals auch in Deutschland eine rege Diskussion angestoßen. Doch nach anfänglichem Interesse geriet die Debatte damals rasch in das Fahrwasser des Streits und Gleichheits- und Differenzfeminismus, Teile der Frauenbewegung warfen den Italienerinnen Biologismus und Essenzialismus vor, die Gleichstellungsbewegung war skeptisch wegen ihrer Ablehnung der Frauenförderpolitik und der Quote, und der akademische Feminismus fand sie unwissenschaftlich und hat sich eher aus den Queer-Diskussionen der USA inspirieren lassen.
Ich selbst bin Anfang der 1990er Jahre mit diesem italienischen Feminismus in Kontakt gekommen und davon sehr beeinflusst, auch nachdem ich die Mailänderinnen und ebenfalls die Philosophinnengemeinschaft Diotima an der Universität in Verona kennengelernt habe. Vor allem war für mich die Begegnung mit Chiara Zamboni ausschlaggebend, und zwar war das schon eine Art »Affidamento« (das heißt auf deutsch »sich anvertrauen«) in Praxis. Vorher hatte ich als Journalistin ein eher wohlwollend-distanziertes Verhältnis zur Frauenbewegung, die ich als hauptsächlich Anti-Diskriminierungs-Bewegung wahrnahm, was mich persönlich nicht wirklich angesprochen hat. Ich war solidarisch und habe über die Frauenbewegung geschrieben, aber die Organisatorinnen begegneten mir irgendwie »instrumentell«, sie wollten mir ihre Sicht der Dinge »verkaufen«. Chiara begegnete mir völlig anders, obwohl ich sie als Journalistin kennen lernte bei einer Tagung über die ich schreiben wollte. Aber sie interessierte sich nicht dafür, mir ihre Sicht der Dinge zu erklären, sondern sie fragte mich dauernd: »Und du? Was denkst du?«
Damals lernte ich, sozusagen am eigenen Leib, den Unterschied zwischen politischem Aktionismus und Parteilichkeit und politischen Beziehungen. Und diese Praxis, dass es im Feminismus nicht darum geht, möglichst zutreffende Theorien, Analysen und Positionen auszuarbeiten und diese dann zu verbreiten (was jede beliebige politische Partei tut), sondern darum, Beziehungen unter Frauen wichtig zu nehmen und sich für das, was die andere zu sagen hat, wirklich zu interessieren und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Das Gespräch mit Chiara war an diesem Abend nämlich sehr kontrovers, es ging um Hegel, den ich verteidigte und sie kritisierte.
Diese Praxis, von der ich damals noch gar nicht wusste, dass sie Affidamento genannt wird, war für mich so spannend, weil sie mir eine Möglichkeit eröffnete, mich als Teil der Frauenbewegung zu verstehen, ohne dass ich bestimmte Inhalte des Feminismus übernehmen musste, im Gegenteil, ich konnte sie ablehnen und kritisieren und war doch akzeptierter Teil des Ganzen über die persönlichen Beziehungen, die ich zu anderen Feministinnen hatte – wenn man diese als eine politische Praxis versteht.
Dies Praxis hat sich seither auch in Deutschland bzw. im deutschsprachigen Raum bewährt.
Gemeinsam mit anderen Frauen habe ich dann versucht, diesen Ansatz jenseits von Klischees bekannter zu machen und weiterentwickelt. Ich halte ihn nach wie vor für den besten theoretischen Denkansatz feministischer Praxis.
Der Kerngedanke ist eben genau der, dass die Freiheit der Frauen auf einer Praxis der Beziehungen von Frauen untereinander gründet und nicht in ihrer Ankerkennung seitens der Männer oder männlicher bzw. staatlicher Strukturen. In »Wie weibliche Freiheit entsteht« benutzten die Italienerinnen dafür eben das Wort »Affidamento«, was soviel heißt wie »Sich anvertrauen«. Gemeint ist, dass eine Frau sich mit ihrem Begehren der Autorität einer anderen Frau anvertraut und daraus Maßstäbe, Orientierung und Selbstvertrauen findet, in der Welt zu handeln und die Welt nach ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen mitzugestalten.
Das Wort »Affidamento« ist in der deutschen Fassung unübersetzt geblieben, weshalb es in Deutschland sozusagen zu einem Stichwort geworden ist, unter dem dieser Ansatz diskutiert wird. Die Italienerinnen schreiben: »In der Beziehung des Affidamento gibt eine Frau einer anderen Frau einen Maßstab für das, was sie kann und was in ihr zur Existenz gelangen will. Die weibliche Differenz will nicht beschrieben werden. Um zu existieren, braucht sie Vermittlung, damit sie aus sich selbst heraustreten und ihrerseits Vermittlerin werden kann, in einem Kreislauf unbegrenzter Potenz. Die Beziehung des Affidamento setzt diese Befreiung weiblicher Energien in Gang. Es beginnt mit einer Beziehung zwischen zweien, aber es ist keine Zweierbeziehung, wir sehen, dass sei sich bald verzweigt; andere Beziehungen entstehen, angeregt durch die neue Möglichkeit, die Ganzheit des eigenen Menschseins, den weiblichen Körper und weiblichen Geist, ins Spiel zu bringen. (Wie weibliche Freiheit entsteht, S. 182f)
Das heißt, es geht hier nicht mehr um die Beziehungen zwischen Frauen als einer Gruppe, die von außen oder objektiv irgendwie definiert oder bestimmt wäre, von der Biologie oder sonst was. Denn Beziehungen führe ich ja nicht mit »den« Frauen, sondern mit »bestimmten« Frauen, und das entbindet mich von der Notwendig, mir definitorische Gedanken zu machen, was eine Frau ausmacht. Also, es genügt ja zu wissen, dass ich und Eli und Dorothee und Ina oder wer auch immer Frauen sind, was auch immer das sein mag. Aus einem theoretischen Problem wird eine konkrete Tatsache und damit ist das Problem weg.
Auch die Frage, was eigentlich das Subjekt des Feminismus ist, ist weg. Es sind nicht »die Frauen«, wer immer das sein mag, sondern es sind ich und Eli und Dorothee und Ina und so weiter, und das, was wir hier und jetzt machen, ist Feminismus, einfach weil wir Frauen sind und weil wir diese Tatsache akzeptieren und nicht versuchen zu erklären, uns zu rechtfertigen oder daraus irgend etwas Inhaltliches ableiten. Das heißt, es geht nicht um ein abstraktes Konzept von »Frauenbeziehungen« oder »Frauensolidarität«, sondern um die Tatsache, dass hier zwei, drei, vier, fünf Frauen sind, die etwas zusammen machen. Und dass wir uns gegenseitig in unseren Vorhaben, welche auch immer das sein mögen, bestärken, kritisieren, darüber diskutieren, Pläne schmieden, uns gegenseitig sagen, wenn eine sich irgendwohin verrennt, uns Mut machen, wenn wir ängstlich sind, diskutieren, was sich an offenen Fragen zeigt.
Das heißt, was wir dann da zusammen machen, das ist nicht, irgendein Programm »Feminismus« abarbeiten, sondern wir machen das ganz normale Leben. Aber wir machen es anders als vorher. Als zwei Schlüsselworte für diese Praxis haben sich die Begriffe Begehren und Autorität herausgebildet. Für mich ist vor allem das Nachdenken über das Begehren wichtig geworden. Denn es gehörte zu den Grundfesten des Patriarchats, das Begehren von Frauen kleinzuhalten oder zu behaupten, das gebe es gar nicht oder dürfte es nicht geben. Oder wenn, dann nur als Begehren nach dem Mann, aber nicht als Begehren nach der Welt als ganze oder eben auch nach anderen Frauen. Oder – aus heutiger Sicht – nur als Begehren, das inhaltlich mit dem übereinstimmt, was Männer begehren.
Gerade im Hinblick auf diesen Begriff des »Begehrens« hat sich im deutschsprachigen Raum eine interessante Verschiebung ergeben, weil dieses Wort im Deutschen eine sexuelle Konnotation hat – anders als das italienische »desiderio«, das viel mehr in die Alltagssprache gehört und einfach nur »wünschen« bedeutet. Aber gerade an diesem Wort »Begehren« hat sich vieles an interessanten Diskussionen eröffnet, weil es sozusagen das Denken ausweitet hin auf etwas Anders, Größeres, das Frauen begehren – eine andere Welt, bessere Beziehungen, es geht also nicht einfach nur um einen tollen Job, um Anerkennung innerhalb des vorgegebenen Systems. Aber über das »Begehren« könnte man einen ganz eigenen Abend machen. Zum Beispiel darüber, was das Begehren von dem »freien Willen« des autonomen Subjekts der klassischen männlichen Philosophe der Moderne unterscheidet. Oder von dem sich Gottes Willen unterwerfenden Gläubigen der vormodernen Welt. Oder auch vom sich selbst nicht gewissen postmodernen Sujet. Das kann ich an dieser Stelle nur andeuten.
Jedenfalls ist es schwer, dem eigenen Begehren zu folgen, da wir in einer Welt leben, die auf das Begehren einer Frau nicht gewartet hat. Die heute zwar nicht mehr behauptet, Frauen hätten gar kein Begehren, die aber versucht es – wie wir es in der Gleichstellungspolitik deutlich sehen können – heute versucht umzuleiten auf das Erwartbare, auf ehemals männliche Privilegien wie Geld, Status, Karriere. »Frauen nach oben«, wie ein Wahlplakat der Grünen heißt, ist dafür nur ein besonders krass-blödes Beispiel.
Wenn ich aber dieses Begehren der Autorität einer anderen Frau anvertraue, dann bin ich von diesen Mainstream-Kategorien unabhängig. Erfolg und Misserfolg in dieser Welt sind kein Kriterium für mich, weil ich diesen Kriterien die Macht abspreche, mich zu beurteilen. Konkret: Ich lasse mich nicht mehr so leicht entmutigen, wenn eine Zeitung einen meiner Artikel ablehnt, solange mir Eli oder Dorothee oder Ina sagen, dass es ein guter Artikel ist. (andersrum fange ich aber auch zu grübeln an, wenn ich äußerlich erfolgreich bin, aber Eli oder Dorothee oder Ina sagen, dass sie das, was ich da mache, nicht so besonders gut finden). Oft ist es auch so, dass diese Freundinnen besser wissen als ich selbst, ob ich auf dem Weg meines eigenen Begehrens bin, ob ich ihm folge, oder ob ich mich anpasse oder zurückziehe oder einfach nur funkktioniere.
Dass Beziehungen unter Frauen die Grundlage für weibliche Freiheit sind, ist dabei ein Kerngedanke philosophischer und logischer Art und bezieht sich nicht auf eine besondere Lebensform oder auf die sexuelle Orientierung. Das unterscheidet dieses Denken von Teilen der Lesbenbewegung, denen es um die Anerkennung ihrer Lebensform geht – etwa durch die Mainstream-Kultur oder durch Gesetze. Es ist gewissermaßen andersrum: Nicht: Ich bin lesbisch und möchte damit anerkannt werden oder: Ich lebe mit Frauen zusammen und möchte das auch dürfen.
Sondern es ist sozusagen andersrum gedacht: Weil ich mit Frauen zusammenlebe (bzw. in den Beziehungen zu anderen Frauen und in ihrem Urteil Maßstab und Orientierung für mein Leben suche und finde) bin ich in der Lage, in dieser Welt, die das weibliche Begehren nicht anerkennt, trotzdem sinnvoll – wenn natürlich auch nicht ohne Hindernisse und Gegenwind – handeln zu können.
Wenn wir feststellen, dass wir in einer Kultur leben, die das Männliche zum Maßstab macht, die auf Verachtung des Weiblichen basiert und die Freiheit der Frauen für nebensächlich, unbedeutend oder vielleicht sogar unmöglich hält, dann kann diese Kultur keine Hilfe bei dem Wunsch einer Frau, frei zu sein, bieten. Es ist also notwendig, dass sie einen anderen Maßstab findet, einen der außerhalb dieser Kultur liegt, und dieser Maßstab kann nur ihr Bezug auf andere Frauen sein. Das heißt: Weibliche Freiheit ist für jede Frau nur möglich, wenn sie ihre Orientierung und ihren symbolischen Rahmen in der Beziehung zu anderen Frauen findet, egal ob sie mit Frauen oder mit Männern verheiratet ist oder ins Bett geht.
Es geht also um die Ablehnung des männlichen Maßstabes sowohl im positiven wie auch im negativen. Weibliche Freiheit entsteht nicht durch die Aneignung des männlichen Maßstabs oder durch die Integration von Frauen in die männliche symbolische Ordnung – der Weg der Gleichstellung – und ebenso wenig durch den Kampf gegen die Männer oder die Abgrenzung von ihnen, denn dadurch bleibt der Maßstab als solcher ebenfalls bestehen. Der Weg besteht darin, eine neue, eine andere symbolische Ordnung zu schaffen, in deren Zentrum die Beziehungen unter Frauen steht. Mit symbolische Ordnung ist dabei die wechselseitige Verflochtenheit der Realität und ihrer Interpretation gemeint, also das, was wir vorfinden, wenn wir in der Welt handeln, und das, wie wir die Welt und uns selbst darin interpretieren.
Das heißt, es geht nicht in erster Linie darum, Frauen aufzufordern, neue und andere Beziehungen zu Frauen einzugehen, sondern zunächst einmal darum, zu verstehen, wie wichtig die Beziehungen zwischen Frauen für ihre eigene Freiheit bereits jetzt schon sind – und wie viel Anteil an ihrer Unfreiheit, bzw. an ihrer Mutlosigkeit, ungerechten und unfreien Verhältnissen etwas entgegen zu setzen, daher kommt, dass sie solche Beziehungen nicht haben oder sie geringschätzen.
Ich will damit nicht sagen, dass äußerliche Hindernisse nicht schlimm sind. Aber es darf eben zweierlei nicht vermengt werden: Es ist ein Unterschied, ob ich Bücher schreibe, die sich nicht verkaufen, und dann arm bleibe, oder ob ich Bücher schriebe, die sich nicht verkaufen, und dann arm bleibe und auch noch selber glaube, dass meine Bücher wohl schlecht sind. Natürlich muss ich dafür darauf hinarbeiten, dass meine Bücher ich verkaufen. Aber erstens wird mir das vermutlich besser gelingen, wenn ich selber glaube, dass meine Bücher gut sind. Und zweitens wäre es kein feministischer Erfolg, wenn ich jetzt auch anfange so schlechte Bücher zu schreiben wie meinetwegen Dieter Bohlen, nur damit sie sich verkaufen. Auch wenn ich dann reich wäre.
Alle Frauen haben ja Beziehungen zu anderen Frauen, angefangen von der ersten, der Beziehung zur eigenen Mutter, der wir das Leben verdanken, über die vielen anderen Beziehungen zu Kolleginnen, Nachbarinnen, Komilitoninnen, Schwestern, Tanten, Freundinnen und so weiter. Welchen Stellenwert geben wir diesen Beziehungen? Sind sie uns wichtig? Inwiefern?
Natürlich ist nicht jede Beziehung unter Frauen ist hilfreich für die weibliche Freiheit. Es gibt sozusagen auch patriarchal verformte Beziehungsmuster zwischen Frauen, die den männlichen Maßstab gerade nicht in Frage stellen, sondern im Gegenteil bestärken. Der Klassiker ist die Mutter, die die Tochter zu Anpassung und Unterordnung drängt. Eine Variante, die heute noch sehr verbreitet ist, zum Beispiel wenn Frauen sich untereinander über die bösen Männer ausschimpfen – vorzugsweise auf dem Klo – um sich dort mal so richtig auskotzen zu können, damit sie dann später diese Männer wieder ertragen. In solchen Frauenbeziehungen ist der männliche Maßstab ganz offensichtlich immer noch sehr präsent und steht an erster Stelle.
Gleiches gilt für Frauenbeziehungen, in denen sich gegenseitig danach beurteilt wird, wie eine Männern gegenüber handelt. Ist sie Lesbe oder nicht? Oder auch: Vertritt sie den richtigen Feminismus? Auch hier steht noch immer der männliche Maßstab im Zentrum, wird die Beziehung zur anderen Frau danach beurteilt, wie sie es mit den Männern hält und nicht danach, wie die Beziehung zwischen uns ist und ob sie uns ermöglicht, dem eigenen Begehren auf der Spur zu bleiben.
Wir leben in dieser Welt, und sind mit ihren Notwendigkeiten konfrontiert. Dazu gehört es, dass wir, um bestimmte Dinge zu erreichen, auch auf Männer – oder ihre Institutionen wie Recht und Gesetz, Staat und Macht, angewiesen sind. Affidamento bedeutet nicht, sich da herauszuziehen und in einer gemütlich kuscheligen weiblichen Nische einzurichten.
Luisa Muraro einmal am Beispiel von Jane Austen sehr gut formuliert, worauf es dabei ankommt: »Jane Austen lehrt uns, dass eine Frau, so sehr sie auch auf einen Mann wartet und in bestimmten Fällen auch warten muss – für das tägliche Brot und die Liebe, für ein Haus und Gesellschaft, ganz zu schweigen von der Möglichkeit, Kinder zu haben – dass eine Frau wissen sollte, aus welchen Gründen auch immer sie auf einen Mann warten muss oder warten will, dass sie in Bezug auf einen grundlegenden wichtigen Punkt niemals von einem Mann abhängig sein kann: In Bezug auf ihr Selbstbewusstsein und auf die Fähigkeit, dort selbst zu urteilen, wo etwas sie persönlich angeht. (Luisa Muraro: Ein authentisches Selbstbewusstsein… in Markert: Wachsen am Mehr andere Frauen, S. 98)
Vortrag in der Reihe »Denkräume«, 18.9.2009 im EVA, Frankfurt