Gewerkschaftskämpfe, Einblick in die (politischen) Differenzen zwischen weißen und schwarzen Frauen, aber auch in deren Netzwerkarbeit. Die USA Mitte des 19. , Anfang des 20. Jahrhundert und eine Frau mischt mit - Victoria Woodhull. Wer sich durch die ersten vierzig Seiten Spiritismus im Hause Claflin respektive Woodhull durchgekämpft hat, findet sich schließlich mitten im Leben einer Frau, die über know-how in Bordellen, an der Börse, als Zeitschriftengründerin, als Wunderheilerin etc. verfügt. Ein Anliegen steht dabei immer im Mittelpunkt: gleiche Rechte für die Frauen. Victoria Woodhull ist auch in der Umsetzung ihrer Forderungen nicht bescheiden: sie kandidiert als erste Frau bei der Präsidentenwahl. Ihre radikal politischen Ansichten verlangen ein Um- und Neudenken - und sind heute noch umstritten. Sie fordert beispielsweise die Abschaffung der gesetzlichen Ehe oder ein Fortpflanzungsverbot für Menschen mit Behinderung bzw. eine genaue Stammbaumforschung. Wobei letzteres Woodhull nicht als Eugenik per se verstand, sondern immer die sozialen Hintergründe in Betracht zog. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau - dieses Motto scheint die Autorin Antje Schrupp einige Male zu verfolgen. So wird Esther Andrews, eine der ersten Frauen, die Medizin studierten, nur kurz erwähnt. Das Hauptaugenmerk wird auf deren Mann gelegt. Unglücklich erscheinen auch Formulierungen der Autorin wie Sie war nun 39 Jahre alt, hatte etwas zugenommen... - in Biographien über Männer nicht zu finden... Trotzdem - Schrupps Arbeit leistet ein wichtigen Beitrag, um eine Frau in Erinnerung zu rufen, deren Einsatz sogar von Kämpferinnen aus den eigenen Reihen gerne vergessen wurde. Und dass sie nie den moralischen Standardvorstellungen entsprach, mag dabei nur eine Ursache gewesen sein.