Tomaten auf den Augen
Vortrag bei der 16. Frauenvernetzungswerkstatt der Ostschweiterinnen am 22.3.2014 in St. Gallen.
Vielleicht haben Sie sich gewundert über den Titel meines Vortrags. „Tomaten auf den Augen“, so habe ich vor einiger Zeit einen Blogpost überschrieben, in dem ich mich darüber wundere, dass unter Feministinnen oft eine sehr negative Bilanz über das vorherrscht, was die Frauenbewegung erreicht hat. „Was hat sich denn geändert, seit wir die Strukturen beklagen? Nichts!“ behauptete etwa die frühere taz-Chefredakteurin Bascha Mika in einem Interview.
Das finde ich nun interessant. Bascha Mika ist 1954 geboren, sie ist also zehn Jahre älter als ich, und müsste sich also eigentlich sogar noch besser als ich an die Zeiten vor der Frauenbewegung erinnern. Wie kann sie sagen, es habe sich im Verhältnis von Frauen und Männern nichts geändert seit den 1960er Jahren? Wer das sagt, muss wirklich Tomaten auf den Augen haben.
Klar, es mag einer nicht alles gefallen, was Frauen heute machen, die sexualisierte Art, wie viele ihren Körper inszenieren zum Beispiel, oder die manchmal nostalgischen Vorstellungen vom Familienglück auch bei jüngeren Frauen. Aber trotzdem wird man doch kaum sagen können, dass für die Frauen heute alles noch genauso sei wie damals in den Fünfzigern. Nicht nur sind inzwischen so gut wie alle diskriminierenden Gesetze abgeschafft. Es stellt auch niemand mehr heute offen die prinzipielle Berechtigung der Emanzipation in Frage.
Vor allem aber, und das ist meiner Meinung nach der wichtigste Punkt, sind Frauen heute um Längen selbstbewusster. Keine Frau glaubt noch, dass ihr Geschlecht schwächer und weniger wert sei als das männliche. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen (und übrigens auch das zwischen Kindern und Erwachsenen) hat sich sehr verändert. Sehr zum besseren. Und auch vieles andere hat sich verändert, wir müssen nur hinschauen.
Die italienische Philosophin Luisa Muraro hat 1996 die These aufgestellt, dass das Patriarchat zu Ende sei – fast zwanzig Jahre ist das schon her. Ihr Hauptargument war, dass Frauen nicht mehr ans Patriarchat glauben, dass es bei ihnen keinen „Kredit“ mehr hat.
Und sie forderte uns auf, auf das „ersparte Leid“ zu schauen. Auf das Leid, das Frauen heute nicht mehr ertragen müssen, weil es die Frauenbewegung gegeben hat und weil sich dadurch die Situation der Frauen wesentlich verbessert hat. Nicht überall auf gleiche Weise, aber doch auch nicht nirgendwo. Das ersparte Leid jeder einzelnen Frau, die nicht mehr geschlagen wird, weil sie in ein Frauenhaus gehen kann, die nicht bei einer dilettantischen Abtreibung stirbt, die nicht Verkäuferin wird, obwohl ihre große Leidenschaft etwas anders ist – jedes einzelne dieses ersparten Leids ist „Freudensprünge” wert (wie Muraro ihren Artikel damals überschrieben hat).
Ich finde also, wir sollten unser Licht nicht immer so unter den Scheffel stellen, sondern ruhig auch einmal feiern, was wir alles erreicht haben.
Das heißt nicht, dass wir die Augen vor der Realität verschließen. Natürlich hat sich an den Strukturen und Institutionen noch viel zu wenig verändert. Ich würde zwar nicht sagen, es habe sich da gar nichts geändert, denn vor zwanzig, dreißig Jahren wäre es zum Beispiel vollkommen undenkbar gewesen, dass Ministerinnen schwanger werden oder Frauenquoten ein politisches und mediales Top-Thema sind. Aber tatsächlich halte auch ich diese Veränderungen auf struktureller Ebene für vergleichsweise mickrig.
Aber dies ist ja kein Zeichen für ein Versagen der Frauen oder des Feminismus, sondern eines für das Versagen dieser Strukturen, die offensichtlich nicht in der Lage sind, die von den Frauen ausgegangene Veränderung wahrzunehmen und sich darauf einzustellen.
Im Feminismus ging es nie bloß darum, für Frauen dasselbe zu erreichen wie für Männer. Sondern es ging darum, diese Welt zu verändern. „Wir wollen kein größeres Stück vom Kuchen, wir wollen einen anderen Kuchen“, war ein Slogan, der das gut auf den Punkt bringt.
Welche Visionen haben wir also, welche Vorstellungen von einem guten Leben für alle – und wie bringen wir sie in die Welt?
Der wichtigste Punkt ist aus meiner Sicht, dass wir deutlicher sehen, dass Frauen keine homogene Masse mit gemeinsamen Interessen sind, sondern pluralistisch. Es gibt nicht „die Frauen“, sondern sehr unterschiedliche Frauen: Frauen verschiedener Generationen, Frauen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen, Frauen verschiedener Religionen, Frauen mit viel Geld und mit wenig Geld, mit unterschiedlichen Lebensformen, und vor allem: Frauen mit unterschiedlichen Wünschen und Ansichten.
Die „alte“ Frauenbewegung hat diese Differenzen manchmal zu wenig gesehen und ein „Wir“ der Frauen konstituiert, das es so nicht gibt und nie gegeben hat. Heute müssen wir lernen, mit diesen Differenzen umzugehen und sie als Chance, nicht als Gefahr zu begreifen.
Nehmen wir zum Beispiel die verschiedenen Generationen von Frauen. Von älteren Feministinnen höre ich manchmal das Vorurteil, die Jüngeren wären nicht mehr so politisch. Aber das stimmt nicht. Es gibt viele junge feministische Aktivistinnen. Natürlich sind sie nicht der Mainstream in ihrer Generation, aber auch in den 1970ern, zur Hochzeit der Frauenbewegung, war ja nur eine Minderheit der Frauen feministisch.
Auch damals haben die meisten Frauen die Verhältnisse nicht wirklich in Frage gestellt. Ich bin sogar der Meinung, dass durch die neuen Vernetzungsmöglichkeiten im Internet die Reichweite von feministischen Debatten eher zugenommen hat. Wenn man etwa bedenkt, welche breiten Bevölkerungsschichten die „Aufschrei“-Debatte im vorigen Jahr erreicht hat: Das Thema Alltagssexismus ist zwar nicht neu und hatte auch jetzt schon länger unter der Oberfläche gebrodelt, aber durch die Tweets und Blogeinträge weniger Aktivistinnen ist es gelungen, daraus einer allgemeine gesellschaftliche Debatte zu machen.
Sicherlich gibt es keine klare Linie zwischen „alten“ und „jungen“ Feministinnen. Niemand kann für eine ganze Generation sprechen. Aber es gibt schon Trends. So beobachte ich manchmal bei den Älteren eine gewisse Erwartungshaltung. Sie fragen zum Beispiel, warum die Jüngeren nicht zu ihren Veranstaltungen kommen oder in ihre Verbände eintreten. Aber ihrerseits machen sie sich auch nicht auf den Weg, um die Jüngeren dort zu treffen, wo die sich organisieren, zum Beispiel im Internet. Dabei ist die andere Feministin doch nur einen Mausklick entfernt!
Und das Gespräch lohnt sich wirklich, denn im Lauf der Jahrzehnte sind die Themen zwar ähnlich geblieben, aber es haben sich doch die Akzente verschoben. Wenn wir uns zum Beispiel Debatten über Prostitution oder Pornografie anschauen: Ältere tendieren eher dazu, das alles unterschiedslos unter der Rubrik „Patriarchat“ abzuheften, während die Jüngeren sich einen neuen Zugang zum Thema Sexualität wünschen. Sie fragen zum Beispiel, ob es auch feministische Pornos geben kann oder ob Sexarbeit eine selbstbestimmte Möglichkeit ist, Geld zu verdienen. Ich finde diese Diskussionen spannend, und wir sollten sie nicht unter der Fragestellung führen, welche Seite die bessere Feministin ist. Sondern unter der, was wir von der jeweils anderen Sichtweise lernen können.
Ein anderer Streitpunkt ist das Verhältnis zu den Männern. Während die Frauenbewegung in den 1970er Jahren die Praxis des Separatismus erfunden hat, also eigene Frauengruppen und Frauenprojekte gründete, zu denen Männern keinen Zugang hatten, ist es für viele jüngere Frauen heute wichtig, mit Männern zusammen zuarbeiten, zumindest mit solchen, die feministische Anliegen teilen.
Auch hier finde ich, dass beide Seiten voneinander lernen können. Denn einerseits war die Praxis des Separatismus ungeheuer wichtig und fruchtbar. Sie war der entscheidende Bruch, der notwendig war, um den Maßstab der männlichen Norm zu durchbrechen. Andererseits haben sich aber auch die Männer weiter entwickelt, zumindest einige von ihnen. Es gibt heute viele, die wirklich an einer freiheitlichen Welt für alle Geschlechter interessiert sind, und mit denen sich eine Zusammenarbeit lohnt.
Dabei spielt auch eine Rolle, dass sich das Verständnis von dem, was Geschlecht überhaupt ist, verändert hat. Es gibt heute mehr Bewusstsein dafür, dass Geschlecht konstruiert ist, und deshalb den Wunsch, das starre binäre Gegenüber von Männlichkeit und Weiblichkeit aufzulösen. Was genau ist denn überhaupt eine Frau? In den 1970ern schien das noch eine Selbstverständlichkeit zu sein. Heute wird es hinterfragt, und das ist gut so, obwohl auch die „Queer-Theory“ meiner Ansicht nach ihre Schwächen hat.
Aber nicht nur zwischen Generationen, auch entlang von anderen Linien sind heute Differenzen zwischen Frauen sichtbarer geworden. Unter dem Stichwort „Intersektionalität“ haben wir erkannt, wie eng der Faktor Geschlecht mit anderen sozialen Merkmalen verwoben ist. Menschen sind nicht nur durch ihre Geschlechtszugehörigkeit geprägt, sondern eben auch durch viele andere „Markierungen“, durch Hautfarbe, Alter, soziale Schicht, Religion und so weiter.
Diese Unterschiede wurden früher manchmal heruntergespielt zugunsten einer Gruppe „Die Frauen“, wobei faktisch oft die weißen, bürgerlichen Frauen von sich auf andere schlossen.
Schon lange regt sich dagegen Protest, von Migrantinnen, von Women of Color, von Frauen in prekären Lebensumständen. Feminismus als eine „intersektionale“ Politik zu verstehen, die all diese Differenzen ernst nimmt und bearbeitet, halte ich für sehr fruchtbar.
Wie kann es nun gelingen, all diese Differenzen zum Hebel für eine wirksame feministische Politik zu machen?
Erstens: Wir brauchen keine Identitätspolitik, sondern eine Politik der Beziehungen. Es war aus meiner Sicht schon immer eine Stärke der Frauenbewegung, dass sie sich nicht in festen Institutionen und Hierarchien organisiert hat – anders als andere soziale Bewegungen wie die Arbeiterbewegung, aus der die sozialdemokratischen oder kommunistischen Parteien hervorgegangen sind, oder die Umweltbewegung, aus der heraus sich die Grünen bildeten.
Die Frauenbewegung besteht stattdessen aus dezentralen Initiativen und Projekten, die letzten Endes weniger auf formaler Mitgliedschaft als vielmehr auf persönlichen Beziehungen gründen.
Das ist eine große Stärke, gerade heute, wo die Organisationen, Parteien und Institutionen in die Krise geraten sind. Politik der Beziehungen bedeutet, dass wir in erster Person sprechen, dass wir politische Freundschaften pflegen, dass wir nicht auf Repräsentation setzten, sondern auf Austausch.
In unserem Büchlein „ABC des guten Lebens“ haben wir dafür ein neues Wort erfunden: Intervitale Gespräche. Es sind nämlich nicht Kulturen oder Religionen oder Generationen, die miteinander diskutieren (so wie es die Rede vom Interkulturellen oder Interreligiösen Dialog oder vom Generationendialog nahelegt). Sondern es sind immer Menschen, die sich begegnen, und dabei ihre jeweils einzigartigen Lebensperspektiven einbringen. Keine Frau kann im Namen „der jungen“ oder „der alten“ Frauen sprechen, keine kann eine ganze Religion oder eine ganze Kultur repräsentieren. Jede Frau ist einzigartig, auch wenn all das für ihr Leben natürlich eine Rolle spielt: Wer sie ist, woher sie kommt, wozu sie gehört.
Die Vielfalt der Frauen muss sichtbar werden, damit die freie Subjektivität von Frauen in den gesellschaftlichen Debatten Gehör finden kann. Wir brauchen keine Frauenpolitik, die Frauen als Objekte für irgendwelche Maßnahmen sieht, sondern eine „Politik der Frauen“. Frauen sind Akteurinnen, sie sind handelnde Subjekte.
Die Politik der Frauen ist nicht universalistisch, sondern subjektiv, ihre Praxis ist, wie es italienische Feministinnen einmal genannt haben, das „Von sich selbst Ausgehen“. Von sich selbst ausgehen bedeutet, sich der Besonderheit des eigenen Standpunkts bewusst zu sein, also zu wissen, dass man das eigene Erleben nicht verallgemeinern und nicht im Namen von anderen sprechen kann. Von sich selbst ausgehen bedeutet aber auch, nicht bei dieser eigenen Position stehen zu bleiben, sondern loszugehen, auf die Andere zu, mit ihr eine Beziehung zu suchen, um voneinander zu lernen und dann gemeinsam zu handeln.
Diese Politik der Frauen ist unsere Basis, wenn wir hinaus in die Welt gehen und dort die Kämpfe ausfechten, die auf uns warten. Die Welt, auch die emanzipierte und gleichberechtigte Welt, hat auf unsere Wünsche und unser Begehren nämlich nicht gewartet. Es gibt dort Starrheit und Lobbyismus, Hierarchien und Machtverhältnisse. Für ein gutes Leben für alle zu kämpfen ist kein Ponyhof, sondern es bringt Konflikte mit sich.
Diese Konflikte, so glaube ich, müssen wir heute offen austragen, vielleicht sogar forcieren. Wir sollten das Angebot der etablierten Verhältnisse, uns einfach nur im Rahmen der alten Ordnung gleichzustellen und zu integrieren, klar zurückweisen. Es ist nicht unsere Aufgabe, die in die Krise geratenen Parteien, Universitäten oder Wirtschaftskonzerne zu retten, zum Beispiel, indem wir dort „frischen Wind hineinbringen“, wie manche uns schulterklopfend schmeicheln wollen.
Wozu brauchen wir denn mehr Frauen in Aufsichtsräten, wenn das Wirtschaftssystem gleichzeitig so ungerecht bleibt, wie es ist? Was würde es nützen, wenn Männer 50 Prozent der Haus- und Fürsorgearbeit übernähmen, wenn diese Arbeit weiterhin gering geachtet und unterbewertet bliebe? Was bringen bessere Karrierechancen für Frauen in einer Arbeitswelt, die nur Wert auf Profit legt, aber nicht auf Sinn und Lebensqualität? Und was ist gewonnen, wenn Managerinnen genauso viel verdienen wie Manager, während gleichzeitig die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird?
Feminismus, so wie ich ihn verstehe, fragt nicht: Wie bekommen Frauen gleiche Rechte und Möglichkeiten wie Männer? Sondern: Wie müsste die Welt sein, damit alle Menschen gut in ihr leben können? In der Politik der Frauen geht es, und das hat die Öffentlichkeit noch zu wenig verstanden, nicht um das Verhältnis von Frauen zu Männern, sondern um das Verhältnis der Frauen zur Welt!
Ich schlage deshalb vor, dass wir das missverständliche Wort „Gleichstellung“ völlig meiden und stattdessen von Differenzvermittlung sprechen. Das ist es nämlich, worauf es ankommt: Der weiblichen Differenz Gehör zu verschaffen. Und zwar sowohl der Differenz zwischen Frauen und Männern, als auch der Differenz von Frauen untereinander.
Und wie geht das? Ganz einfach. Indem wir laut sagen, wo uns etwas nicht passt, wo wir nicht einverstanden sind mit dem, was üblicherweise für normal und alternativlos gehalten wird. Und zwar überall, in unserem Alltag, je nachdem, wo wir sind – in den Schulen unserer Kinder, in unseren Büros, in Krankenhäusern, in Vereinen. „Es gibt keine besseren und schlechteren Orte, Politik zu machen“ schreiben die italienischen Diotima-Philosophinnen in ihrem neuen Buch „Macht und Politik sind nicht dasselbe“, das ich zusammen mit Dorothee Markert ins Deutsche übersetzt habe und Ihnen sehr empfehle, weil es anhand von konkreten Beispielen die Praxis einer „Politik der Frauen“ anschaulich macht.
Die Politik der Frauen findet jedenfalls überall statt, nicht nur in Parlamenten und Parteien, sondern auch auf der Straße, im Kreis der Kolleginnen und Kollegen, am Küchentisch.
Ich möchte Ihnen dafür zum Schluss nur kurz von einer Begebenheit erzählen, bei der mir das klar wurde. Es war bei einer Konferenz zum Bedingungslosen Grundeinkommen, für das ich mich engagiere. Anwesend waren ungefähr vierzig Männer und fünf oder sechs Frauen. Die Diskussionen waren langweilig, es ging vor allem um Themen, die Männer interessieren, wie genaue Finanzierungskonzepte oder mit wem man sich dabei verbünden darf und mit wem nicht. Ich meldete mich einmal zu Wort und sagte etwas zum Zusammenhang von Grundeinkommen und Care-Ökonomie, aber niemand ging auf meinen Wortbeitrag ein. In der Pause jedoch, auf der Toilette, kam eine der anderen Teilnehmerinnen auf mich zu und sagte, Sie sei mit meiner Position zum Thema Hausarbeit überhaupt nicht einverstanden, aber sie habe das nicht in der großen Runde sagen wollen, denn wir wären ja eh so wenige Frauen und müssten deshalb doch solidarisch sein.
Ich fand das spontan nett von ihr, doch als ich darüber nachdachte, wurde mir klar, dass genau so eine Solidarität unter Frauen völlig falsch ist. Hätte sie unsere Differenzen nämlich öffentlich angesprochen, hätten wir mit unseren Themen und unseren Anliegen die Konferenz prägen können. Statt den Männern bei ihren Streitereien zuhören zu müssen, hätten wir uns selber gestritten, und vielleicht hätten die anwesenden Männer dabei sogar noch etwas gelernt. Wir hätten für das Aufmerksamkeit geschaffen, was uns wichtig ist, und zwar gerade weil wir dazu unterschiedliche Ansichten haben.
Die Differenzen unter Frauen gehören also in die Öffentlichkeit, in die Talkshows, in die Zeitungen, an die Verhandlungstische – und nicht aufs Klo. Vielleicht nehmen Sie das als praktische Anregung für den Alltag mit: Worüber würden Sie gerne mal mit anderen Frauen öffentlich streiten?
Es ist nicht unsere Aufgabe, die Welt zu retten. Aber es ist unsere Aufgabe, zu verstehen, dass unser Handeln eine politische Qualität haben kann. Kämpfen wir also dafür, dass die Welt anders wird, dass sie so wird, wie wir sie uns wünschen und wie wir glauben, dass es für die Welt gut ist, im Sinne eines guten Lebens für alle sieben Milliarden Menschen, die auf dieser Erde leben.
Der Dialog unter Frauen bei allen Differenzen, die es unter uns gibt, ist dafür unerlässlich, und das bedeutet eben gerade nicht, dass wir dabei alle an einem Strang ziehen müssen. Es genügt, wenn jede sich dort in erster Person engagiert, wo sie zuhause ist, bei den Themen, die sie wirklich bewegen, und mit der Kraft, die sie persönlich zur Verfügung hat.
Ich hoffe, dass dieser Tag auf diesem Weg eine Ermutigung ist.