Georg Zimmermann: I Ging. Das Buch der Wandlungen – neu übersetzt und kommentiert. Patmos, Düsseldorf 2007, 24,90 Euro
Das I Ging, das »Buch der Bücher« Chinas, liegt jetzt in einer neuen Übersetzung und Kommentierung vor. Das Unterfangen, die legendäre, 1924 von Richard Wilhelms geleistete Übertragung zu überarbeiten, ist wahrscheinlich ähnlich ambitioniert wie eine Revidierung der Lutherbibel, aber es lohnt sich sehr.
Zimmermann liefert eine gute Text- und Literarkritik des I Ging. Anders als Wilhelms geht er davon aus, dass das I Ging keine konfuzionistische Philosophie transportiert, ja dass Konfuzius das I Ging höchstwahrscheinlich gar nicht gekannt hat. Hierarchisierende und patriarchale Kommentare, die das Yin-Yang-Verhältnis als ein hierarchisch-dualistisches von Frau/Mann, Herrscher/Volk, Vater/Sohn interpretieren, hält Zimmermann für spätere Versuche, das I Ging im Sinne einer konfuzionistischen Staatsideologie umzuinterpretieren und hat sie aus seiner Übersetzung daher ausgelassen. Von den beiden in China verbreiteten Interpretationsschemata, das I Ging entweder als ein sehr formalisiertes »Weltsystem« zu verstehen, oder aber sich eher intuitiv von der Bildersprache der Hexagramme leiten zu lassen, bevorzugt Zimmermann letzteres. Daher stellt er in seinen Texten auch die Bildworte jeweils vor das Urteil. Sehr zu begrüßen ist, dass er in den Kommentaren nicht so sehr eigene Interpretationen liefert, sondern vielmehr die Wirkungs- und Interpretationsgeschichte des I Ging nachzeichnet und die Beispiele und Begriffe des Textes in ihrem historischen und kulturellen Kontext erläutert und zugänglich macht.
Hilfreich ist die ausführliche Einleitung mit Textgeschichte, Begriffserklärungen und Hinweisen zum »Orakel« I Ging. Komfortabel sind auch die in den Hexagramm-Erläuterungen angegebenen Komplementär- und Partnerhexagramme sowie der direkte Verweis auf das jeweilige Wandelhexagramm am Ende der Kommentare zu den einzelnen Linien. Die Texte selber sind im Vergleich zu Wilhelms Übersetzung etwas sperriger, dafür aber näher am Original. Etwas problematisch ist vielleicht, dass Zimmermann die im chinesischen Original meist fehlenden Verben ergänzt hat. Das macht die deutschen Sätze zwar grammatikalisch korrekt, andererseits sind auch deutsche Sätze ohne Verben wenn auch vielleicht nicht korrekt, so doch verständlich. Etwas schade sind auch die recht vielen Rechtschreibfehler in dem Buch, ein weiterer Korrekturgang wäre hier angeraten gewesen.
Dennoch ist diese Neuübertragung ein wirkliches Muss für alle, die das I Ging schätzen.