Hülya Rinscheid: Lebe – Yascha! Biografischer Roman. edition fischer, Frankfurt 2005
Ein Leben einfach erzählt
Das ist die Geschichte eines freiheitsliebenden Mädchens, das Anfang des 20. Jahrhunderts auf einem Dorf in der Türkei lebt. Die einfache Erzählung der Ich-Erzählerin, die zwar fiktiv ist, aber in die ganz offensichtlich authentische Erfahrungen der Autorin eingeflossen sind, íst ein zwar nicht literarisch bemerkenswerter, aber doch wertvoller, weil authentischer Beitrag zur gegenwärtigen Debatte über Multikulti und deutsch-türkische Befindlichkeiten. Im Vordergrund steht nicht die Analyse, sondern die einfache Darstellung des Lebensweisen und Mentalitäten, der sozialen Regeln und der Möglichkeiten, sich innerhalb dieser Beziehungsnetze gleichwohl Freiräume zu schaffen und persönlich aktiv zu werden – genauso wie es die Protagonistin tut, die sich mit der Enge der patriachalen Dorfkultur nicht zufrieden gibt, Ermutigung und Rat bei jenen Frauen findet, die nach Atatürks Reformen die »Modernität« repräsentieren, und die schließlich einen aufgeschlossenen jungen Mann aus Istanbul heiratet. Ein Beispiel dafür, dass, um Veränderungen anzustoßen, es notwendig ist, auf dem schmalen Grat zu wandern, an dem Vermittlung möglich ist – in diesem Buch wird eine Weg gezeigt, der die falsche Alternative zwischen Anpassung und blankem Widerstand, der zum Abbruch der Beziehungen mit der eigenen Familie und Vergangenheit führen würde, zu vermeiden.