Rachel Moran: Was vom Menschen übrig bleibt. Tectum. 390 Seiten. 17,95 Euro.
Rachel Moran kommt aus einer kaputten Familie, war als Jugendliche in Dublin obdachlos, hielt sich jahrelang als Prostituierte über Wasser. Mit 22 Jahren schaffte sie den Ausstieg, schrieb ein Buch über ihre Erfahrungen, und ist heute eine aktive Kämpferin für die Kriminalisierung von Sexkauf nach schwedischem Vorbild. Ihr Buch ist unbedingt lesenswert, weil es authentische Einblicke in die Lebens- und Arbeitsbedingungen auf dem Straßenstrich oder in Bordellen gibt. Gerade auch Befürworterinnen von liberalen Sexkauf-Gesetzen sollten sich mit der von Moran formulierten These auseinandersetzen, dass Prostitution wesentlich (und nicht nur in Ausnahmefällen) von patriarchalen Gewaltverhältnissen durchzogen ist. Andererseits geht Moran der zentralen Frage aus dem Weg: Sie schreibt selbst, dass fast alle Prostituierten aus ökonomischer Not heraus diesen Weg gehen. Inwiefern ist ihnen geholfen ist, wenn diese Option versperrt wird, ihre Armut aber bleibt?
in: Publik Forum Nr. 14, 24. Juli 2015