Ina Praetorius: Immer wieder Anfang. Texte zum geburtlichen Denken. Grünewald. 150 Seiten. 16,90 €
Jedes Jahr zu Weihnachten feiert die Christenheit, dass Gott geboren wurde, von einer Frau aus Fleisch und Blut. Aber was es theologisch bedeutet, Gott und die Welt aus einer Perspektive der Gebürtigkeit heraus zu verstehen, liegt noch weitgehend im Dunkeln. Herkömmlicherweise haben sich Theologen wie Philosophen eher mit dem Tod und der Sterblichkeit befasst. Ina Praetorius umreißt, wie ein „geburtliches Denken“ aussehen könnte. Zum Beispiel rückt es die gegenseitige Bezogenheit und Abhängigkeit der Menschen ins Zentrum und nicht ihre Autonomie. Und es rechnet damit, dass immer wieder neue Anfänge gesetzt werden können, also mit dem Unvorhersehbaren und Überraschenden. Dabei setzt sich Praetorius mit religiösen Autoritäten wie dem Schweizer Reformator Calvin auseinander und stützt sich auf die Ergebnisse der feministischen Theologie, die sie aber „postpatriarchal“ weiterdenken will. Denn es gehe nicht nur darum, Altes zu kritisieren, sondern um neue Maßstäbe und Paradigmen für eine Welt, deren alte Gewissheiten bereits am Zerfallen sind.
In: Publik Forum, 14.12.2011