Philipp Gessler: Wolfgang Huber. Kreuz. 279 Seiten. 19.99 €
Wolfgang Huber, der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist wohl einer der profiliertesten zeitgenössischen Theologen Deutschlands. Pünktlich zu seinem 70. Geburtstag erschien jetzt eine kritische, aber durchaus sympathisierende Biografie. Geschrieben hat sie Philipp Gessler, Kirchenredakteur bei der Berliner „tageszeitung“; Huber selbst hat das Projekt mit zahlreichen Interviews, privaten Dokumenten und Fotos unterstützt. Dennoch werden kritische Punkte nicht ausgespart, etwa dass Hubers Vater einer der maßgeblichen Nazi-Juristen war. Der Sohn orientiert sich dann jedoch eher „links“, engagiert sich für Frieden und Abrüstung. Gessler zeichnet Huber als nachdenklichen, brillanten Theologen, verschweigt aber auch nicht, dass er kirchenpolitisch nicht immer eine glückliche Hand hatte – wie bei der gescheiterten Kampagne „Pro Reli“ in Berlin oder mit dem Impulspapier „Kirche der Freiheit“, das nicht wirklich zu einem Aufbruch geführt hat. Ein lesenswertes Buch, das auch die jüngere evangelische Kirchengeschichte nahebringt.
in: Publik Forum Nr. 16/2012