Maria Katharina Moser: Von Opfern reden. Ein feministisch-ethischer Zugang. Ulrike Helmer. 159 Seiten. 14,90 EUR
Die Klippen eines Begriffs
Die Rede von Opfern hat einen hohen Stellenwert, wenn es darum geht, Gerechtigkeit herzustellen für die Unterdrückten und Benachteiligten. Allerdings ist die Opfer-Rede höchst ambivalent – tendiert sie doch dazu, die Betroffenen nicht als handelnde Subjekte zu sehen, sondern ihre Passivität erst recht zu betonen. Maria Katharina Moser thematisiert in ihrer Studie, die unter anderem auf Gruppengesprächen mit Frauen aus NGOs in Österreich und auf den Philippinen beruht, die Klippen des Opferbegriffs: das Auseinanderklaffen von Selbst- und Fremdwahrnehmung, die Vorstellung, Opfer hätten »keine Wahl« (gehabt), seien auf jeden Fall unschuldig oder ließen sich in bestimmte »Opfergruppen« – »die« Frauen oder »die« Armen – einordnen. Moser plädiert stattdessen für eine situationsbezogene Opfer-Rede, die immer mit der Möglichkeit rechnet, dass Menschen auch in schwierigen Lebenslagen handeln, und die gleichzeitig Gewalt und unterdrückerische Strukturen klar benennt sowie Täter zur Verantwortung zieht.
In: Publik Forum, Nr. 17/2007, 14.9.2007
Eine ausführlichere Rezension: http://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-7-73.htm