Mara Hvistendahl Das Verschwinden der Frauen dtv. 424 Seiten. 24,90 Euro
Die Verbreitung von Reproduktionstechnologien hat in vielen Teilen der Welt zu einem massiven Ungleichgewicht im Geschlechterverhältnis geführt. Weil weibliche Föten gezielt abgetrieben werden, kommen in manchen Regionen Asiens auf 100 neugeborene Mädchen bis zu 170 neugeborene Jungen. Die Wissenschaftsjournalistin Mara Hvistendahl hat diese Entwicklung im Detail untersucht. In ihrem manchmal etwas reißerisch geschriebenen, aber sehr lesenswerten Buch entlarvt sie auch zahlreiche Vorurteile und Fehlschlüsse, zum Beispiel, dass althergebrachte Geschlechterordnungen an dieser Praxis schuld wären. Es sind aber vor allem moderne, säkulare Familien, die Geschlechterselektion anwenden. Falsch ist auch die Vorstellung, der „Wert“ der Frauen würde durch ihre „Verknappung“ steigen und sie damit gesellschaftlich bessergestellt. Im Gegenteil entsteht enormer Druck vor allem auf ärmere Frauen, damit sie durch entsprechende Heirat den Lebensunterhalt ihrer Familie sichern. Ein Thema, das noch lange nicht genug Aufmerksamkeit erfährt.
»in Publik Forum, Nr. 11/2013«