Karin Lenzhofer: Chicks Rule! Die schönen neuen Heldinnen in US-amerikanischen Fernsehserien. transcript-Verlag, Bielefeld 2006, 28,80 Euro.
Welches Frauenbild steckt hinter den schönen, toughen Heldinnen der neuen Fernsehserien? Muss sich die Feministin schaudernd abwenden, wenn sie die dünne Anwältin Ally Mc Beal im Minirock umherlaufen sieht, ständig auf der Suche nach Mr. Right Guy? Was ist von den martialischen Damen namens Nikita oder Lara Croft zu halten, die minimalistisch bekleidet hinausziehen, um die Welt zu retten, und denen dabei nicht mal der Lippenstift verschmiert?
Nichts, meint die Feministin alter Schule – und ertappt sich dann dabei, dass sie trotzdem gebannt am Bildschirm hängt. Und wenn nicht sie, dann doch die große Mehrheit ihrer Geschlechtsgenossinnen. Alles Irrgängerinnen?
Karin Lenzhofer hat die auf den ersten Blick so eindeutige feministische Analyse des weiblichen Rollenbildes in der Serienwelt hinterfragt. Nicht etwa, um zu einer ebenso eindeutigen positiven Bewertung zu kommen nach dem Motto: Na freut euch doch, die Frauen haben Hauptrollen! Sondern um zu zeigen, dass es um Zweideutigkeit geht, dass die neuen Serienheldinnen gerade deshalb so spannend sind, weil sie der Eindeutigkeit den Abschied geben.
Um es auf den Punkt zu bringen: Die Damen in den Sendungen schaffen es, zweierlei zu bedienen: Sowohl die Erwartungen der Männer (Frauen haben viele Kurven und dicke Busen wie Lara Croft, sie sind schüchtern und tollpatschig wie Ally Mc Beal) als auch die Erwartungen der Frauen (nach Heldinnen, die die Sache in der Hand haben, die wie ein Mann mit der Waffe umgehen können, und die trotz aller privaten Probleme den schwierigen Fall vor Gericht quasi wie nebenbei verhandeln und gewinnen).
»Mimikry« könnte man diese Art der Inszenierung auch nennen. Laut Wikipedia ist Mimikry eine Form der Tarnung, die zur Täuschung eines Signalempfängers durch ein nachgeahmtes – gleichsam »gefälschtes« – Signal führt, das für den Empfänger eine bestimmte Bedeutung hat. Die Frauen »tarnen« sich sozusagen als Frauen, um eine gewisse Wirkung zu haben, die ihnen ermöglicht, ansonsten das zu tun, was sie wollen. Eine interessante These. Und ein lesenswertes Buch.