Silva Kontos: Öffnung der Sperrbezirke. Ulrike Helmer Verlag. 430 Seiten. 32,90 Euro
Die Politikwissenschaftlerin Silvia Kontos zeichnet in dieser umfangreichen Studie den „Wandel von Theorien und Politik der Prostitution“ (so der Untertitel) nach. Es geht also nicht um die Realität der Prostitution selbst, sondern um die Denkfiguren, in denen Prostitution interpretiert und definiert wurde – was freilich immer auch in politische Maßnahmen zur Regelung und Kontrolle der Prostitution mündete. In einem ersten Teil untersucht Kontos verschiedene theoretische Ansätze mit einem Schwerpunkt auf das 19. und 20. Jahrhundert, im zweiten Teil die politischen Maßnahmen vom Kaiserreich über den Nationalsozialismus bis heute. Dabei zeigt sie, wie eng dieser Diskurs jeweils mit Geschlechterpolitik zusammenhing, dass also beim Thema Prostitution immer auch das Verhältnis von Frauen und Männern mitverhandelt wird. Deshalb ist Kontos auch skeptisch, wenn heutzutage „Sexarbeit“ zunehmend als „normaler“ Gelderwerb angesehen wird. Ein akademisches, aber gleichwohl verständlich geschriebenes und lesenswertes Buch.