Antje Schrupp im Netz

Roxana Hidalgo-Xirinachs: Die Medea des Euripides. Zur Psychoanalyse der weiblichen Aggression und Autonomie, Psychosozial-Verlag, Gießen 2002, 36 €

Weibliche Aggressivität wurde in der abendländischen Geschichte oft tabuisiert: Aggressive Männer galten als völlig normal, gewalttätige Frauen dagegen waren den Dichtern und Denkern meist unheimlich. Ihr Unverständnis für den »dunklen Kontinent« des weiblichen Wesens bearbeiteten sie häufig in Anlehnung an die antike Tragödie der Medea von Euripides: In dieser Geschichte rächt sich die Königin Medea an ihrem untreuen Ehemann Jason, indem sie allerlei Menschen ermordet, sogar ihre eigenen Kinder. Dass antike Figuren als Paradebeispiele für menschliche Verhaltensweisen herangezogen werden, ist seit Ödipus und Co. ein beliebtes Vorgehen in der Psychoanalyse. Soll man in Medea nun aber die Frühform einer emanzipierten, selbstbewussten Frau sehen? Oder ist die ganze Geschichte nur ein Ergebnis frauenfeindlicher Männerphantasien, bei Euripides selbst angefangen? Sowohl als auch, meint die Psychologieprofessorin Roxana Hidalgo-Xirinachs. Ein interessantes Buch, wenn man sich für griechische Antike oder Psychoanalyse interessiert – allerdings macht der akademische Stil die Lektüre ziemlich mühsam.


frauen unterwegs, Februar 2003