Irmtraud Fischer: Gotteskünderinnen, Kohlhammer, Stuttgart 2002, 20 €
Was ist Prophetie? Für Irmtraud Fischer, Theologieprofessorin an der Uni Bonn, ist es in jüdisch-christlicher Tradition ein Amt, das zwischen der Gottheit und den Gläubigen vermittelt. Prophetinnen und Propheten legen die heiligen Schriften aus, sodass sie für die jeweilige Zeit aktuell bleiben. Was für Frauen an der Sache schwierig ist: In der hebräischen Bibel sind es überwiegend Männer, die prophetisch auftreten. Allerdings zeigt Irmtraud Fischer, dass im alten Testament gerade an wichtigen Schlüsselstellen Frauen beispielgebend sind: Etwa die Richterin Debora, die – in der Nachfolge von Moses und Mirjam – als erste Prophetin überhaupt gelten kann. Oder die Prophetin Hulda, die als erste den Gesetzestext der Tora kanonisiert. Indem sie diese Texte hervorhebt, versucht Fischer eine »geschlechterfaire Deutung« des alttestamentlichen Phänomens der Prophetie und der Prophetinnen. Das ist in all seinen Details sehr informativ und lehrreich, allerdings machen die akademische Sprache und die viel zu kleine Schrift das Buch zu einer ziemlich mühsamen Lektüre.
Frauen Unterwegs, September 2003