Antje Schrupp im Netz

Newsletter vom 20. Juli 2006

1. Männer wieder unter sich

In den letzten Wochen ist mir ein Phänomen aufgefallen, das vielleicht einen neuen Trend darstellt: Dass nämlich Männer wieder unter sich reden, vor allem wenn es um Perspektiven für die Zukunft geht. So gründete sich in der Schweiz ein »Rat der Religionen«, um den interreligiösen Dialog zu führen. Drin sitzen nur Männer. So lädt in Frankfurt eine Initiative zu einer Podiumsdiskussion über das Grundeinkommen ein. Auf dem Podium sitzen nur Männer. Und die Evangelische Kirche gründet eine Perspektivkommission zur Zukunft der Kirche – und drin sitzen, ja, ein paar Frauen, aber nur eine kleine Minderheit. Das sind ja alles keine konservativen Veranstaltungen, sondern solche, die nach vorne denken wollen. Fragt man nach, beteuern sie ernsthaft (und ich glaube es ihnen), dass sie die »weibliche Perspektive« mit einbeziehen wollen. Aber sie meinen offenbar, das ginge auch ohne Frauen. So als liege diese Perspektive namens »Weiblichkeit« irgendwo auf der Straße herum und jeder könnte sie aufheben. Oder als wäre, was weiblich ist, in irgendeinem Handbuch nachzulesen. Da aber Frauen verschieden sind, gibt es keine inhaltlich festgelegte »weibliche Perspektive«, sondern nur die Möglichkeit, konkreten Frauen aus Fleisch und Blut zuzuhören. Wie ließe sich Männern vermitteln, dass das wichtig ist? Nicht politisch korrekt oder um Frauen einen Gefallen zu tun, sondern in ihrem eigenen Interesse? Ich weiß es nicht. Ich merke nur, dass ich immer weniger Lust und Energie habe, darauf hinzuweisen, mich dort einzumischen, mich zu Wort zu melden…

Zu dem Thema habe ich noch keinen Text auf meiner Homepage. Zum Rat der Religionen gibt es einen Artikel der Neuen Züricher Zeitung: www.nzz.ch/2006/06/11/il/articleE71NW.html, eine gute Seite zum Grundeinkommen ist www.initiative-grundeinkommen.ch, ein Text von mir dazu auf antjeschrupp.de/grundeinkommen-2006, das Zukunftspapier der EKD findet ihr hier: www.ekd.de/ekd_kirchen/zukunftskongress_text.html

2. Emanzipation ist nicht Feminismus

Frauen machen Gesellschaft – was kommt nach der Gleichstellung? Zu diesem Thema sprach ich beim 20. Jubiläum der Gleichstellungsstelle im Landkreis Freising. Es wurde ein Vortrag über den Unterschied zwischen Emanzipation und Feminismus. Denn selbst wenn das eine verwirklicht ist, braucht man das andere immer noch J

Das Manuskript des Vortrags findet Ihr unter: antjeschrupp.de/emanzipation

3. Preisrätsel: Wer war Vera Eschkowa?

Heutzutage ist es ja fast schon unmöglich, überhaupt noch ein Preisrätsel zu machen. Denn welche Frage auch immer man stellt, die Antwort lässt sich garantiert in zwei Minuten googeln. Außer natürlich, es geht um Feminismus, das unbekannte Wesen J) Daher hier meine – nachgeprüft ungoogelbare – Preisfrage: Wer war Vera Eschkowa? Wenn Ihr die Antwort nicht wisst (was ja irgendwie denkbar wäre), könnt Ihr euch gerne eine ausdenken. Ach ja, und zu gewinnen gibt es natürlich auch was: Eine VHS-Kassette des Videofilms »Die Wahrheit über Vera Eschkowa«, ein Dokumentarfilm über die Anfänge der Frauenbewegung in Frankfurt von Margit Eschenbach, Uschi Madeisky und Ulla Schickling – mit vielen Originalaufnahmen aus den siebziger und frühen achtziger Jahren.

Es gewinnt, wer die richtige oder auch die witzigste Antwort schickt. Bitte in der Mail eure Postadresse nicht vergessen, damit ich die Kassette zuschicken kann.

4. Reichtum des einfachen Lebens

Alle sagen uns, man soll, wegen der Fitness, lieber Treppe laufen als Aufzug fahren. Georg Magirius erklärt in seinem neuen Buch unter anderem, warum es manchmal auch gut sein kann, den Aufzug zu nehmen, selbst wenn es nur ein Stockwerk ist. Wohltuend jenseits von üblichen Denkmustern begibt er sich auf die Suche danach, was Reichtum bedeutet. Es gibt eine ganze Reihe von Berührungspunkten mit unserer »Freiheit in Bezogenheit«, deshalb ist es ein Buch, das ich euch empfehlen möchte. Die ständigen Verweise auf Jesus fand ich allerdings eher überflüssig, man kann sie aber überblättern.

Mehr zum Buch unter: antjeschrupp.de/rez-magirius-reichtum-des-einfachen-lebens. Zum Projekt »Freiheit in Bezogenheit«: antjeschrupp.de/bezogenheit.

5. Michel Wieviorka: Die Gewalt

Und noch ein Buch war letzten Monat auf meiner Leseliste: Die Analyse des französischen Soziologen Michel Wieviorka über den Zusammenhang von Konflikt und Gewalt. Es hat mich interessiert, weil ich die Frage, wie Konflikte und Differenzen ausgetragen werden, entscheidend finde. Das Buch hat mir neue Anregungen gegeben, ist aber sehr akademisch verfasst. Empfehlen würde ich es daher nur denen, die ein spezielles Interesse an dem Thema haben.

Meine Rezension findet Ihr unter: antjeschrupp.de/rez-wieviorka-die-gewalt

6. Newsletter »zerschossen«? Einfach im Internet lesen!

Noch immer ist leider das Problem nicht gelöst, dass einige von euch meinen Newsletter nur »zerschossen« bekommen, also mit Hieroglyphen statt Umlauten und dergleichen Lästigkeiten mehr. Daher möchte ich euch darauf hinweisen, dass Ihr den Newsletter auch im Internet lesen könnt – wie übrigens auch sämtliche bisherigen Newsletter.

Einfach auf der Seite antjeschrupp.de/newsletter auf das entsprechende Datum links klicken. In Zukunft werde ich immer ganz oben einen entsprechenden Link setzen.