Antje Schrupp im Netz

Newsletter vom 19. Februar 2008

1. Clinton gegen Obama – die Politik des Symbolischen

Mit »Messias-Faktor« hat der Spiegel den gegenwärtigen Höhenflug Barack Obamas und die drohende Niederlage von Hillary Clinton im Rennen um die demokratische Präsident/inn/en-Kandidatur treffend umschrieben. Der US-amerikanische Vorwahlkampf ist nämlich für eine feministische Analyse von großer Bedeutung: Clinton und Obama kandidieren für dieselbe Partei, ihre Programme unterscheiden sich praktisch gar nicht voneinander (der einzige Bewerber mit einem ambitionierten Sozialprogramm, der weiße Mann John Edwards, war gleich aus dem Rennen). Zwei Personen also, die praktisch dieselbe Politik wollen, die aber auf der symbolischen Ebene unterschiedlicher nicht sein könnten. Deshalb ist an diesem Wahlkampf besonders gut zu sehen, wie die Verknüpfungen von Frausein und Mannsein im Bereich des Politischen funktionieren.

Dazu habe ich einen Artikel für das Forum »Beziehungsweise weiterdenken« geschrieben, ihr findet den Text hier – und freue mich über Kommentare: http://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-2-105.htm

2. Brauchen wir einen neuen Feminismus?

Letzte Woche fand ein großer internationaler Kongress des Cornelia-Goethe-Instituts an der Uni Frankfurt zu dieser Frage statt. Referentinnen aus Deutschland, Italien, Norwegen, Polen, Österreich und der Schweiz lieferten höchst interessante Analysen. Ich werde demnächst einen Kongressbericht bei bzw-weiterdenken ins Netz stellen – der Link kommt spätestens im nächsten Newsletter. Was ist von der »dritten Welle« zu halten? Wieso ist der Feminismus heute so konservativ geworden? Oder ist das Ganze nur ein Medienphänomen? Näheres dazu demnächst, nur eine Info wollte ich euch gleich weiterschicken: Im Internet sind jetzt auf den Seiten der Friedrich-Ebert-Stiftung sämtliche Ausgaben der 1976 gegründeten feministischen Zeitschrift Courage digitalisiert und kostenlos zugänglich. Da sag ich nur: Applaus, Applaus!

Hier ist der Link zum Courage-Archiv: http://library.fes.de/courage/courage-einl.html

Um Zustand und Zukunft der Frauenbewegung geht es natürlich auch bei meinen Vorträgen, die jetzt rund um den Internationalen Frauentag anstehen, und ich würde mich freuen, die eine oder andere dort zu treffen:

  • am Dienstag, 26. Februar, in Dortmund (»Salon für Querdenkerinnen«, 19 Uhr, im Rathaus, am Friedensplatz 1, 1. OG/Saal Westfalia)

  • am Mittwoch, 5. März, in Bonn (Frauenberatungsstelle, Dorotheenstraße 1-3, 17 Uhr Sektempfang, 18 Uhr Vortragsbeginn)

  • am Freitag, 7. März, in Gießen (Frauenkulturzentrum, Steinstraße 75, 19.30 Uhr)

  • am Samstag, 8. März, in Verden/Aller (Organisiert von der Frauenberatungsstelle, im Ratssaal des Rathauses, 17 Uhr)

  • und am selben Tag, also am 8. März, dann abends in Nienburg (20 Uhr, Ort weiß ich leider noch nicht, ist aber über die Gleichstellungsbeauftragte rauszukriegen…)

3. Noch ein paar Vorträge…

Außerdem bin ich noch Referentin bei einigen anderen Veranstaltungen zu diversen Themen, vielleicht interessiert euch ja das eine oder andere:

  • Methusalems Mütter: Chancen des demografischen Wandels – Matinee am Sonntag, 24. Februar, im Ev. Bildungs- und Tagungszentrum Alexandersbad, Markgrafenstr. 34, 10.30 Uhr

  • »Martas Festmahl«. Methusalem, Pisa, Hartz und Co.: Die Politik der Frauen in Zeiten der Krise. Predigt in der Reihe »Gotteskünderinnen« in Aalen am Montag, 3. März, um 19 Uhr in der Kirche St. Maria.

  • »Sein wie keine andere«. Zum 100. Geburtstag von Simone de Beauvoir, Vortrag am Dienstag, 11. März, in Siegen, bei einer Veranstaltung des Frauenreferates im Kirchenkreis Siegen und der VHS, Krönchen Center, Markt 25, 19.30 Uhr.

  • Frausein im Arbeitsalltag. Vortrag und Diskussion am Mittwoch, 12. März, in München bei Frauenstudien e.V., Baumstraße 8 (Atelier, HH), 20 Uhr

4. Rezension: Postmaskuline Gesellschaft

In ihrem Essay »Gender, Raum und Macht« entwickeln Mino Vianello und Elena Caramazza Ideen für eine »postmaskuline Gesellschaft«. Dabei gehen sie aus von der Differenz der Geschlechter, die sie allerdings nicht in der Biologie, sondern in der Evolution menschlicher Zivilisationen begründet sehen. Eine interessanter Ansatz, über den ich eine kurze Rezension geschrieben habe.

Ihr findet sie hier: antjeschrupp.de/rez-vianello-caramazza-postmaskuline-ges